Die Dimensionen von Herz und Verstand

Fünf Jahre war es her, seit wir uns zuletzt gesehen hatten! Und da standen wir uns nun gegenüber, meine Freundin und ich, umarmten uns, blickten uns in die Augen… und fuhren genau da weiter, wo wir aufgehört hatten. Weg war sie, die Zeit dazwischen! Einfach verschwunden!  So fühlt sich das an! Wohl nahmen wir gegenseitig…

Zuhören ist mehr als Hören

(Im folgenden Text benutze ich, der Einfachheit halber, die männliche Formulierung, die sich eigentlich auf „der Mensch“ bezieht. Also übersetze bitte einfach den für dich stimmigen Ausdruck.) Hast du zugehört? Wer kennt diese Frage nicht…, die wir vielleicht als unangenehm empfinden, als Kritik, als Tadel. Und schnell sind wir dann bereit mit der Verteidigung: „Ja,…

Hat die Natur ein Bewusstsein

Von vielen spirituellen Meistern und Wissenschaftlern kommt die Aussage, nur der Mensch verfüge über die Fähigkeit, Bewusstsein zu erlangen, weil er das höchst entwickelte Wesen dieses Planeten sei. Dieser Einschätzung steht folgende Aussage gegenüber: Die wildlebenden Tiere sind sich auf ihre Art bewusst darüber, dass sie zur universellen Einheit gehören. Sie haben deshalb ein Bewusstsein weil…

Die Dimensionen von Herz und Verstand

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Fünf Jahre war es her, seit wir uns zuletzt gesehen hatten! Und da standen wir uns nun gegenüber, meine Freundin und ich, umarmten uns, blickten uns in die Augen… und fuhren genau da weiter, wo wir aufgehört hatten. Weg war sie, die Zeit dazwischen! Einfach verschwunden! 

So fühlt sich das an!

Wohl nahmen wir gegenseitig die körperlichen Spuren wahr, die unser Leben hinterlassen hatten, aber das war völlig belanglos. Unsere Herzen waren vereint, denn sie waren nie getrennt gewesen!

Nicht nur mit meiner Freundin habe ich das so erlebt, auch mit einigen anderen Menschen, die ich nach längeren Pausen wieder getroffen habe. Die Zeit dazwischen spielt keine Rolle, sie verschwindet einfach.

Auch mit Orten und Plätzen, die ich liebe, geht es mir so. Ich bin wieder da, wo ich vielleicht vor langer Zeit nicht mehr gewesen bin… und es ist, als wäre ich nie fort gewesen.

Das Meer zum Beispiel! Jedesmal wenn ich darin bade, verschwindet die Zeit, die zwischen dem letzten Mal und Jetzt liegt. Das Meer ist immer gleich, es nimmt mich stets liebevoll auf, trägt mich, ganz egal, was ich in der Zwischenzeit alles erlebt habe!

Die Dimension, in der wir uns befinden, wenn wir nach innen gehen und unser Leben von den Impulsen der Intuition leiten lassen, ist die Dimension der Liebe, des Vertrauens, der Freude. Wir finden sie im Herzen.

Darum nenne ich Menschen, die bewusst in dieser Dimension leben, „Herzensmenschen“.

Du kennst das sicher auch.

Anders verhält es sich mit Menschen, mit denen mich nur ein oberflächlicher Kontakt verbindet. Kommt es da nach längerer Pause zu einem Wiedersehen, dann ist das oft eine etwas holprige Annäherung, als müsste man sich gegenseitig suchen.

Woran liegt das?

Es liegt an den unterschiedlichen Dimensionen oder Welten, wie man auch sagen könnte.

Mit Menschen, mit denen ich mich im Herzen verbunden fühle, befinde ich mich in einer anderen Dimension als mit denen, wo es um Austausch von Banalitäten geht.

Menschen aus unterschiedlichen Dimensionen verstehen sich nicht.

Buchstäblich nicht.

Es kann geschehen, dass du etwas sagst, was glatt überhört wird. Oder es wird völlig missverstanden.

Selbst dann, wenn du sogar denselben Dialekt sprichtst, kann es sein, dass du nicht verstanden wirst, die Worte, die Sätze kommen nicht an.

Kennst du das?

Vielleicht sagt jemand anders in der Gesprächsrunde fast dasselbe wie du, und es wird angenommen! Und du denkst: „Das habe ich doch gerade gesagt.“  Du bist hilflos in dieser Situation. Woran liegt das?

Es liegt an den verschiedenen Schwingungen, Energieebenen, in denen wir uns befinden.

Menschen, die hauptsächlich durch ihren Verstand leben, sind nach aussen orientiert. Was draussen läuft, ist spannend.

Menschen, die im Herzen leben, sind nach innen orientiert. Was sie in ihrem Inneren wahrnehmen, ist spannend, was aussen ist, eher nicht. Natürlich können Menschen, die sich auf der Herzensebene befinden, auch Banalitäten austauschen, über Dinge reden, die

„draussen in der Welt“ geschehen. Aber die Art und Weise, die Energie, mit der sie sich unterhalten, ist anders.

Herzensverbindungen fühlen sich tiefgehend, echt, ehrlich und leicht an. Humorvoll! Es können noch so tiefschürfende Themen ausgetauscht werden, aber unmittelbar daneben haben auch Witze und humorvolle Aspekte ihren Platz, sodass das Lachen stets dazu gehört! Denn in Herzensbeziehungen wissen wir, dass nichts so tragisch ist, wie es sich anhören mag…!

Solche Treffen fühlen sich nährend, wohltuend an, erheiternd.

Ganz anders in der Dimension der Verstandesebene, wo Vergangenheit, Jammern und Leiden scheinbar interessante Gesprächsthemen ergeben. Krankheiten, Weltpolitik, familiäre Unglücks Geschichten oder auch Klatsch und Tratsch…, das alles scheint sehr spannend zu sein für diejenigen, die sich für das Ego des anderen interessieren!

Mit Ego ist hier das angelernte Verhalten des Verstandes gemeint, die eigene Geschichte, mit der sich eine Person identifiziert. Die Dimension des Egos, im Gegensatz zum Herzen, befindet sich in Unsicherheit, Angst und Kontrolle. Die Gesprächsthemen haben meistens einen unerfreulichen Charakter, sie handeln von Befürchtungen, Bestätigung von Meinungen, und falls es etwas zum Lachen gibt, dann ist es meistens etwas Sarkastisches.

Auch dramatische Erinnerungen aus der Vergangenheit werden immer und immer wieder heraufbeschworen, auch wenn dieses Thema schon des Öfteren in allen Details geschildert worden ist. Es scheint ungeheuer interessant und wichtig zu sein für die Person, die es erzählt! Es können natürlich auch andere Themen sein wie Politik, Gesellschaft etc., bei denen es in den Gesprächen aber hauptsächlich um trockenen Wissensaustausch geht, und wer mehr weiss, hat das Sagen.

In meiner Wahrnehmung sind solche Gespräche in einer Dimension im Nebel, ohne Freude, ohne Licht, ohne Wärme. Grob gesagt, einfach Blabla. Es fehlt etwas.

Ist es da ein Wunder, dass sich diese beiden Ebenen gegenseitig abstossen?

Wirkliches Verständnis und gegenseitiges Eingehen auf einander ist schlicht nicht möglich!

Du kannst dir zwar Mühe geben, aber es wird nicht funktionieren.

Unterschiedliche Bewusstseinsebenen stossen sich gegenseitig ab.

Darum geschieht es, dass du dich als Aussenseiter fühlst, wenn du dich mit Menschen einer anderen Dimension umgibst. Wahrscheinlich langweilst du dich, fühlst dich nicht dazugehörig, allenfalls nicht gesehen und nicht verstanden. Es kann sogar vorkommen, dass du noch, noch ehe du ein Wort gesagt hast, bereits spürst, wie du gemieden wirst.

Du fragst dich wahrscheinlich:

„Warum kann ich  mich nicht wohlfühlen mit diesen Leuten, die doch an sich recht nett sind?“

Vielleicht sind sie sogar befreundet mit deinen Freunden. Warum fühlst du dich so daneben?

Warum wirst du gemieden von Leuten, die du eigentlich magst?

Du kannst dir noch so viel Mühe geben, dich anzupassen, irgendwie klappt es einfach nicht, dass du dich wohl fühlst mit ihnen oder sie sich mit dir.

Vielleicht suchst du das Übel bei dir, denkst, du müsstest etwas an dir ändern. Du beginnst, dich zu hinterfragen und an dir zu zweifeln. Unter Umständen begibst du dich sogar in eine Therapie, um dieses Problem zu lösen. Eigentlich ist das völlig sinnlos!

 Kein Therapeut kann dir helfen, die Kluft von Energieebenen zu überspringen!

Sehr oft wissen Therapeuten ohnehin nichts darüber. Es wird dir vermutlich diese und jene Verhaltensmöglichkeiten vorgeschlagen, und allenfalls lernst du, dich zu analysieren.  Aber dein Unbehagen, deine Unzufriedenheit bleibt.

Warum? Weil du geglaubt hast, du hättest eine Wunde, die geheilt werden muss. Aber, es ist keine Wunde da!

Du bist völlig ok, so wie du bist. Wenn du darunter leidest, nicht dazu zu gehören, nicht verstanden zu werden, keine echten Freundschaften zu finden, dann befindest du dich auf der Herzensebene und hast versucht, Anschluss zu finden auf der anderen Ebene.

Die Leute aber, die nichts anfangen können mit „Herzensmenschen“, befinden sich nicht auf der Herzebene. Sie finden diese allenfalls seltsam oder spinnig, vielleicht verrückt oder abgehoben… aber sie leiden nicht darunter. Eigentlich verurteilen sie sie lieber.

In der heutigen Zeit der grossen Veränderungen geschieht es immer häufiger, dass sich Menschen der Herzensebene in der Gesellschaft nicht wahrgenommen fühlen.

Es ist, als wären sie durchsichtig, als hätten sie keine Stimme.

Aus meinem Empfinden ist es vergleichbar mit einer einseitig gefärbten Glaskugel, die in einem grösseren Behälter steckt. Wer sich im Inneren der Glaskugel befindet, kann nicht hören und sehen, was ausserhalb der Glaswand geschieht. Aber wer draussen ist, kann die Menschen im Inneren wohl sehen und hören. Aber Kommunikation zwischen den beiden ist ausgeschlossen.

Falls du dich wieder erkennst in dieser Situation, erinnere dich:

Es ist alles ok mit dir! Du hast einfach zu denen gehören wollen, zu denen du nicht gehörst!

Du hast womöglich noch nicht gemerkt, dass du dich auf Herzensebene befindest und deine Energie davon herausströmt. Du hast dich unterschätzt. 

Vielleicht wendest du einfach mal den Blick und schaust, wer sich denn auf derselben Seite der Glaskugel befindet und entdeckst, dass sie voller Menschen ist, die sich im Herzen verbunden fühlen! Du kannst diese „Blickwende“ ganz bewusst vornehmen, und dann lass dich davon überraschen, was du in dieser Dimension erleben wirst!

Mit herzlichen Grüssen

Navyo Lawson

Zuhören ist mehr als Hören

(Im folgenden Text benutze ich, der Einfachheit halber, die männliche Formulierung, die sich eigentlich auf „der Mensch“ bezieht. Also übersetze bitte einfach den für dich stimmigen Ausdruck.)

Hast du zugehört?

Wer kennt diese Frage nicht…, die wir vielleicht als unangenehm empfinden, als Kritik, als Tadel.

Und schnell sind wir dann bereit mit der Verteidigung: „Ja, ich habe es gehört“.

Gehört… Reicht das?

Und was wäre dann Zuhören?

Im Englischen gibt es den Unterschied zwischen Hearing und Listening. Während das erste sich auf die Fähigkeit und Funktionalität der Ohren bezieht, also eine rein körperliche Qualität, ist das zweite eine viel komplexere Angelegenheit, die über das Körperliche hinausgeht.

In der heutigen Zeit, wo Kopfhörer zum fast notwendigen Alltagsgegenstand zählen und in den meisten Läden eine permanente Musikbeschallung für normal angesehen wird, haben wir uns  daran gewöhnt, dass unsere Ohren dauernden Klängen ausgesetzt sind. Sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause, im Restaurant, im Fitnessstudio, beim Friseur…, wo immer es möglich ist, erklingt Musik im Hintergrund. Du hörst Musik. Du lässt dich davon berieseln, aber du hörst nicht wirklich zu.

„Ja, das muss so sein, ohne Musik ist es leer, langweilig!“ So empfinden viele, vor allem jüngere Menschen, auch du?

Warum eigentlich? Was ist denn interessanter an den zusätzlichen Geräuschen?

Möchtest du etwas übertönen? Vielleicht den Strassenlärm? Oder vielleicht den Lärm deiner Gedanken? Fühlst du dich einsam ohne Musik?

Musik ist so belebend und wohltuend, wenn wir ihr die ganze Aufmerksamkeit widmen. Das spürt jeder, der selber ein Instrument spielt oder singt und es sich dabei nicht leisten kann, an irgendetwas anderes zu denken. Es zählt dann nur der Augenblick!

Zuhören hat etwas damit zu tun, dem, was man hört, voll zugeneigt zu sein. Das heisst, es gibt nichts anderes daneben. Keine Handy Nachrichten. Keine Ablenkung. Nichts sagen. Nichts anderes tun. Einfach zuhören.

Immer wieder stelle ich fest, dass Menschen miteinander kommunizieren, in dem sie vor allem reden. Jeder will reden. Jeder will seine Gedanken äussern. Oft tun sie das sogar gleichzeitig.

Aber, wer hört denn zu?

Wohl hörst du, was der andere sagt, und, noch während er spricht, drängen sich in deinem Kopf bereits die Antworten zusammen, die du als nächstes äussern willst. Vielleicht bist du höflich und hast gelernt, jemanden ausreden zu lassen. Aber du wartest nur darauf, deine Meinung zu äussern.

Die Sätze folgen schnell hintereinander, es gibt kaum Pausen dazwischen.

Pausen, in denen das Gesagte wirken könnte…

Es muss schnell gehen.

Bei „whatsapp“ gibt es sogar eine Funktion, mit der man Sprachnachrichten zwei- oder dreimal schneller abspielen kann, falls einem das Gesagte nicht schnell genug erscheint!

Eben, es muss schnell gehen. Warum eigentlich?

In diesem schnellen Hin- und Her von Sätzen, die ihre Wirkung nicht entfalten können, entstehen Missverständnisse. Jeder nimmt das Gehörte, setzt es kurz den eigenen Gedanken entgegen, beurteilt sie in Windeseile und gibt dann seine Meinung wieder. „Wir verstehen uns“ heisst es dann allenfalls, oder eben genau das Gegenteil: „Wir verstehen uns nicht“.

„Wir hören, was wir hören wollen“, heisst es so schön.

Die Sätze gehen in unser Gehirn, wo der Verstand, einem Computer gleich, eine Schnellsortierung vornimmt. Er vergleicht zunächst, ob das Gehörte bereits bekannt ist, wenn nicht, dann wird es meistens schon mal ausgeklammert.

Ist es etwas Bekanntes, dann existiert ja auch bereits eine Erfahrung und daraus resultierende Meinung dazu. Die ist bereits erprobt und die kann man dann einfach äussern. Ob sie jetzt tatsächlich zu dem passt, was der andere gesagt hat, ist  ja unwichtig, Hauptsache, man hat eine Meinung geäussert. Am besten eine, mit der man gut ankommt.

Wir hören das, was in unser Denkmuster passt.

Dieser Filter gibt uns die entsprechende Bewertung zu dem Gehörten. Wir vergleichen es mit uns selbst. Wir mögen oder verurteilen es, aber in jedem Fall bewerten wir es irgendwie.

Daraus entstehen Vorurteilen, Meinungsmache, Missverständnisse, Streit und Krieg.

Vorurteile, Meinungsmache, Missverständnisse… Sie prägen unsere Kommunikationen und werden von den wenigsten Menschen bemerkt. Man fühlt sich allenfalls gut mit jemandem oder eben nicht, je nachdem, was da an Gesagtem rüber kommt. Daraus bilden sich Gruppierungen, Zugehörigkeiten von Gleichgesinnten…, und man bekämpft sich gegenseitig, bzw. das, was anders ist. Jeder will Recht haben mit seiner Meinung.

Was wir heute im Zusammenhang mit Rassismus und Gender erleben, geht genau in diese Richtung! Es gibt so Vieles, was man nicht mehr sagen „darf“, was verpönt ist! Wer kümmert sich schon um den wahren Grund?

Warum ist das alles so verzwickt und schwierig?

Weil wir nicht zuhören!

Zuhören… das konnten wir mal, als wir noch sehr klein waren!

Ein Kleinkind hört nicht einfach, es lauscht! Es lauscht auf jedes Geräusch. Noch kann es nicht einordnen, was es hört, aber es richtet seine ganze Aufmerksamkeit auf den Klang, den es vernimmt. Ein Vogel, ein Hundegebell, das Ticken einer Wanduhr, die Stimme der Mutter oder des Vaters… Das Kind lauscht! Lauschen ist eine aufmerksame Hinwendung, interessiert und ohne Bewertung!

Beim Zuhören kommt noch etwas dazu: Nicht nur das Lauschen, sondern das Aufnehmen, Annehmen des Gehörten. Du lässt dich berühren!

Wenn du dich darauf einlässt, einer Melodie oder einem Konzert zuzuhören, dann bist du mit ungeteilter Aufmerksamkeit dabei! Du nimmst jeden Klang in dich auf, spürst, was er in dir bewirkt.

Du hörst zu. Die Musik ist dann nicht einfach Geräuschkulisse, sondern die Hauptsache, sie ist Kunst, eine Art Nahrung für dich. Es gibt in diesem Moment nichts anderes, nur diese Musik.

Eine Art von Musik sind somit auch das Tosen der Wellen am Meer, das Rauschen eines Baches, das Prasseln des Regens auf dem Dach, das Heulen des Windes… das Zwitschern der Vögel… und vieles mehr. Vielleicht hast du schon erlebt, wie beglückend und erfrischend es sein kann, diesen Geräuschen einfach zuzuhören.

Wie wäre es, wenn wir bei Gesprächen mit Menschen richtig zuhörten?

Um das zu können, braucht es die Bereitschaft, offen zu sein. Offenheit, welche, wie ein leerer Krug, der die Flüssigkeit aufnimmt. Während die Worte und Sätze einfach hineinfliessen dürfen, ohne sich durch die „Sicherheitskontrolle“ des Verstandes schlängeln zu müssen, können sie sich ausbreiten und wirken. Da gibt es keine Zurückweisung, kein Vergleichen, kein Zustimmen oder Ablehnen. Das Gesagte hat uneingeschränkten Einlass.

Mit dieser Aufmerksamkeit nimmst du dein Gegenüber wahr. Du hörst nicht nur seine Worte, du spürst sie auch. Du nimmst auch das wahr, was nicht gesagt wird…, das, was sich in der Gestik zeigt, und das, was du vielleicht als Schwingung spürst.

Wer wirklich zuhört, hört „mit dem Herzen“ und nicht mit dem Verstand. Das heisst, der Filter wird übergangen. Du hörst, was wirklich gesagt wird, und nicht, was du denkst, dass der andere sagt!

Du bist nicht einverstanden?

Musst du auch nicht ! Was andere Menschen sagen, hat im Grunde nichts mit dir zu tun.

Es sind die Gedanken und Worte deines Gegenübers. Es ist nicht notwendig, sofort auf alles zu reagieren!

Vor allem dann, wenn dein Gegenüber offensichtlich emotional geladen ist und dich beschuldigt oder verletzen will, halt einen Moment inne, bevor du reagierst. Was gesagt wird, musst du nicht wie einen schmutzigen Lappen zwangsläufig durch deine Emotionen ziehen und dann dementsprechend getränkt wieder zurück schleudern. Es ist viel hilfreicher zu merken, dass derjenige, der dich verurteilt, eigentlich sich selbst meint damit. Hör einfach zu, nimm es zur Kenntnis. Das genügt.

Vielleicht wartest du, bis du einen Impuls spürst für die „richtige“ Antwort, die Antwort aus deinem Herzen. Es geht auch hier darum, dem zuzuhören, was deine Intuition, die Stimme aus deinem Inneren sagt. 

Um zuzuhören, ganz gleich ob auf unsere Gesprächspartner oder auf  Musik und Geräusche aus der Natur, um das zu können, braucht es einen stillen Empfänger. Es braucht Leere, um etwas empfangen zu können. Offenheit. Und es braucht Zeit. Manchmal geschieht es, dass wir viel später erst verstehen, was eigentlich gesagt worden ist! 

Es braucht also genau das, was in unserer Gesellschaft vermieden wird: durch ständige akustische Berieselung, durch ständige Beeinflussung des Verstandes, durch Meinungsmache, durch ständige Beschäftigung, durch Zeitdruck. 

Würden wir wieder lernen, aufmerksam zuzuhören, könnten nicht nur wir Menschen uns untereinander besser verstehen, sondern sogar alle Lebewesen!

Mit herzlichen Grüssen

Navyo Brigitte Lawson  

Hat die Natur ein Bewusstsein

Von vielen spirituellen Meistern und Wissenschaftlern kommt die Aussage, nur der Mensch verfüge über die Fähigkeit, Bewusstsein zu erlangen, weil er das höchst entwickelte Wesen dieses Planeten sei. Dieser Einschätzung steht folgende Aussage gegenüber: Die wildlebenden Tiere sind sich auf ihre Art bewusst darüber, dass sie zur universellen Einheit gehören. Sie haben deshalb ein Bewusstsein weil sie kein menschliches Gehirn haben. Bewusstheit benötigt kein Gehirn, es besteht in einer anderen Dimension.

Tiere, Pflanzen und auch Mineralien verfügen über ein Bewusstsein

Nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen und Mineralien verfügen über dieses universelle Bewusstsein. Aus diesem Grund suchen die Menschen die Kraft der Natur auf, schätzen ihre heilsamen Kräfte, genießen ihre Ruhe, Entspannung und Freude.

Aber der Mensch ist andersartig. Er hat aufgrund der Evolution ein Gehirn entwickelt, das Gedanken produziert und die Fähigkeit, zu sprechen und Gedanken auszudrücken.

Das menschliche Gehirn

Die Lernfähigkeit dieses Gehirns hat sich ständig weiter entwickelt. Es ist die Grundlage für Wissen geworden. Wissen, sprachlicher Ausdruck und unendlich viel Vorstellungskraft haben dazu geführt, dass das menschliche Denken als höchste Entwicklungsstufe in der bisherigen Evolution angesehen wird. Das allein könnte ja ein Segen sein, aber . . .

All´ dieses Denken, Wissen, Glauben etc. hat sich verselbstständigt in einer sogenannten Persönlichkeit, dem Ego (lat. „Ich“). Der Mensch hat sich mit dieser Persönlichkeit identifiziert. Er glaubt, er ist sie. Er definiert sich durch seine Sprache, seine Gedanken und Gefühle, durch sein angelerntes Verhalten. Es gehört zu der Struktur der Persönlichkeit, nach Besitz, Reichtum (auf verschiedene Weise) und Macht zu streben, sich zu profilieren mit diversen Fähigkeiten.

Und genau das ist die Quelle von Missverständnis, Streit und Krieg. Warum?

Weil die Menschen vergessen haben, wer sie wirklich sind, sie sind buchstäblich unbewusst geworden. Sie haben vergessen, dass sie ein Teil der existentiellen Quelle sind, welche jedes Leben jedes Lebewesen in gleichem Masse durchdringt.

Die Identifikation mit dem „Ich“ hat zu Interessensgemeinschaften geführt, zu Gottesvorstellungen und Religionen, zu Nationen, zu Politik, zu Reichtum und Armut, Macht und Unterdrückung.

Das Vergessen des eigentlichen Seins, das Unbewusstsein darüber, lässt die Menschen denken, sie müssten alles im Leben selber machen, und weil sie das eben nicht können, klammern sie sich an andere Persönlichkeiten, die ihnen überlegen erscheinen und geben ihnen die Macht. Sie lassen sich von sogenannten Autoritäten leiten, werden zu Nachahmern und Nachschwätzern.

Damit glauben sie, ihre Ur-Angst, nicht zu genügen, „es falsch“ zu machen (was immer es ist), besiegen zu können. Sie leben grundsätzlich in Angst, aber das merken sie nicht mehr. Sie beschäftigen sich mit allem Möglichen, um diese Angst nicht zu spüren. So sind die Menschen – und das ist die Folge ihres weit entwickelten Gehirns, welches Denken ermöglicht  –  voller Urteile, Fehlschlüsse und Emotionen.

Aber sie haben durch diese Fähigkeit auch ein angeborenes Forschungsbedürfnis.

Entwicklung und Fortschritt  Bewusstsein

Und es ist dieser Forschungsdrang, welcher sie dazu bringt, Fragen zu stellen und alles anzuzweifeln, was sie übermittelt bekommen haben. Es ist der Forschungsdrang, der sie früher oder später zu ihrer Quelle des Seins führt und sie erkennen lässt, dass sie nicht die Person sind, die sie geglaubt haben, zu sein. Es braucht tatsächlich Intelligenz, ein gut ausgebildetes Gehirn, welches sich auf solch waghalsige Forschungen einlässt.

Insofern stimmt die Aussage, dass nur Menschen Bewusstheit erlangen können, aber :

Hätte der Mensch kein auf diese Weise funktionierendes Gehirn, müsste er sich auch gar nicht erst auf die Suche nach der Quelle machen! 

Er käme gar nicht auf den Gedanken, eine Persönlichkeit zu entwickeln!

Übrigens: Haustiere, Tiere, die mit Menschen leben und von ihnen abhängig sind, haben bereits eine Art des menschlichen Denkens entwickelt.

So betrachtet, ist die Menschheit keineswegs „die Krönung der Schöpfung“, sondern eher ein „Unfall“. Ein „Unfall“, dessen Auswirkung, im Vergleich zur Erdgeschichte, in kürzester Zeit, eine verheerende, zerstörerische Lebensform geworden ist. Sie wird irgendwann verschwinden, wie alle Lebensformen.

Das Sein hinter der Persönlichkeit

Mögen diejenigen, die darunter leiden, sich auf den Weg machen nach der Suche des Seins hinter der Persönlichkeit! Mögen sie erkennen, dass die gesamte Natur schon längst „begriffen“ hat, was die Menschen noch nicht wissen. Mögen die Menschen, die jetzt hier leben, ihre Intelligenz dazu nützen, in das Wesen der Natur, in das Wesen des Lebens einzutauchen  –  ohne Religion, ohne Vorgaben eines anderen Menschen. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, sich und alles Angelernte in Frage zu stellen und heraus zu finden, wer und was er wirklich ist!

Die Belohnung ist Freiheit, Freude, Geborgenheit! Bewusstsein

Kreuzlingen, 20.08.2022

Es ist alles ganz anders

Wir sehen die Welt so, wie wir wollen.

Aufgrund unserer Erlebnisse haben wir gelernt, alles und jedes zu beurteilen, und die grösste Kategorie besteht in „gefällt es mir oder gefällt es mir nicht“… bzw. wir setzen allem entweder ein „Smiley“ oder eben einen „Flunsch“ auf. Wir be-und verurteilen frisch fröhlich, ob eine Sache gut oder schlecht ist, ganz egal, wie viel Kenntnis wir davon haben. Im Algemeinen betrachten wir alles nur oberflächlich, nur von aussen.

So, wie wir mit Dingen umgehen, so auch mit Menschen. Da wird es dann etwas komplizierter, denn eigentlich vergleichen wir ja ständig mit uns selbst.

Fremdes und ungewohntes Verhalten fällt prinzipiell schon mal in die Kategorie „gefällt mir nicht“. Verachten wir Dinge, dann verachten wir auch Menschen.

Natürlich ist das jetzt eine sehr krasse Behauptung.

Aber überprüfe an dir selbst, wie du Dinge und Menschen ständig beurteilst. Du kannst einmal auf einem Bummel durch die Stadt oder auf einem Spaziergang darauf achten, wie sehr dein Kopf damit beschäftigt ist, alles, was du siehst, zu benennen und zu beurteilen. Alles, was dir begegnet, wird automatisch schubladisiert. „Das ist schön…, „das ist hässlich“…, „Iii.. wie sieht denn Der aus…“, „Was hat Die denn an…“ oder auch: „…Die sieht aber toll aus!“ etc. etc.  

Kommt dir das bekannt vor?

So arbeitet nun mal der menschliche Verstand.

Warum nur?

Weil er sich nur sicher glaubt, wenn er das tut. Die Aufgabe des Verstandes ist es, Kontrolle und Sicherheit zu schaffen.

Nicht benennen, nicht eingliedern, alles unsortiert wahrnehmen, ist die Art und Weise, wie noch ganz kleine Kinder die Welt sehen. Sie sehen, sie staunen…, sie sind unwissend. Sie kennen noch keine Gefahren. In dieser Offenheit sind sie so begeistert! Alles ist faszinierend, alles unheimlich interessant! Dieses urteilsfreie Betrachten des Kleinkindes löst Freude aus! Freude, einfach so! Die Erwachsenen lassen sich davon berühren, finden es „süss“, „niedlich“.

Läuft  jedoch ein Erwachsener mit diesem begeisterten, staunenden und freudigen Ausdruck herum, wird er belächelt, allenfalls sogar als verrückt, oder zumindest als „Kindskopf“ erklärt.

Im Laufe des Lebens wird uns beigebracht, was als gut, schön, erstrebenswert und lobenswert und was als schlecht, böse, hässlich und strafbar gilt.

Wir lernen, die Welt, in der wir leben, nach vorgegebenem Muster zu schubladisieren. Wenn alles schön in Schubladen geordnet und beschriftet ist, haben wir die Kontrolle darüber! Dann fühlen wir uns sicher und sind „Herr der Dinge“. Wir zweifeln nicht an unserer Wahrnehmung.

Was, wenn es sich um eine „Falsch-Nehmung“ anstatt „Wahr-Nehmung“ handelt? Wenn alles anders ist, als es erscheint?

Wenn du daran interessiert bist, das herauszufinden, dann kannst du versuchen, die Dinge von innen her anzuschauen.

Das ist gar nicht so einfach und erfordert Hingabe und Offenheit. Aber vor allem erfordert es Stille.

Wie der „kleine Prinz“ von Saint-Exupéry schon festgestellt hat, „sieht man nur mit dem Herzen gut“.

Damit „das Herz“ schauen kann, müssen die physischen Augen geschlossen sein. Damit der Verstand nicht dominiert, muss der physische Mund geschlossen sein. Stille.

Mit geschlossenen Augen und geschlossenem Mund kannst du nun deine Aufmerksamkeit auf alles lenken, was du hörst. Höre es einfach, ohne zu benennen, ohne zu beurteilen. Einfach zuhören.

Nach einer Weile kannst du die Aufmerksamkeit von aussen nach innen lenken, deinem Atem zuhören, deinem Herzschlag. Vielleicht hörst du sogar das Blut im Körper rauschen. Du hörst einfach zu. Auch den Gedanken, die unweigerlich da sind. Nimm sie einfach wahr, ohne darauf einzugehen. Sie plappern einfach vor sich hin. Das alles kannst du hören, nicht bewertend, nichts ausklammernd, nichts wollend. Einfach da sein, zuhören.

Was ist geschehen?

Du bist nach Innen gegangen. 

Vielleicht findest du es langweilig, einfach so dazusitzen, nichts zu tun, nichts zu wollen, nichts zu planen, nichts zu wünschen…, weder der Vergangenheit nachzusinnen noch an die Zukunft zu denken.

Einfach hier sein, jetzt. Von Augenblick zu Augenblick. Es darf langweilig sein!

Wenn du dann etwas länger im Beobachten verweilst, wirst du früher oder später noch etwas anderes wahrnehmen, als das, was dir bekannt ist. Du kannst es Energie nennen, Licht oder Weite… eigentlich etwas Unbeschreibliches. Aber es bewirkt etwas. Es lässt dich nicht nur ruhiger und entspannter werden, sondern einem Funken gleich entfacht es Freude. Freude ohne Grund. Einfach so.

Gibt es so etwas wie eine Ur-Freude? Was du in diesem Zustand erlebst, kannst du nicht mit anderen vergleichen, es gibt keine Sicherheit, dass das existiert. Unsicherheit jedoch ist lebendig!

Im Äusseren mag es düster sein, Krieg, Zerstörung, Krankheit, Armut, Beziehungsprobleme, Erziehungs-Nöte und unzählige Sorgen, die dich in Beschlag nehmen und dir Kraft abziehen.

Aber im Inneren, in diesem Beobachten, da ist es hell, friedlich, da bist du geborgen.

Wie ist das möglich?

Es wäre zu einfach, dir das mit wenigen Worten zu erklären, denn das ist die Überraschung, die

Das Leben für dich bereithält.

Aber als Hilfsmittel kannst du dir diese Fragen stellen:

Wer ist es, der beobachtet?

Was ist das für ein „Ort“, der sich im Inneren auftut?

Gibt es Grenzen?

Gibt es da die Zeit?

Wirst auch du beobachtet?

Je regelmässiger du dich dieser stillen, unbeteiligten Beobachtung hingibst, desto intensiver werden deine Erfahrungen in dieser inneren Welt sein, die von aussen nicht sichtbar ist.

Auf diese Weise kannst du eigentlich alles im Leben betrachten.

Anstatt der normalen Sicht aus dem urteilenden Verstand zu vertrauen, kannst du die Augen schliessen und dich nach innen bewegen. Du kannst zum Beispiel einen Baum von innen betrachten. Vielleicht nimmst du seine Wurzeln in der Erde wahr, vielleicht hörst du das Wasser rauschen, das durch den Stamm fliesst. Ja, und vielleicht nimmst du sogar das wahr, was wir Leben nennen.

Du kannst Blumen so betrachten, Steine, Berge, das Wasser… Sobald du deine Aufmerksamkeit nach innen lenkst, wirst du erkennen, dass alles anders ist, als es scheint.

Nimm das Beispiel vom Meer:

Es mag an der Oberfläche blau türkis erscheinen, ruhig oder wellig, wie eine solide Oberfläche.

Lenkst du deine Aufmerksamkeit ins Innere des Meeres, nimmst du die unendliche Vielfalt wahr, die da herrscht. Alle diese Lebewesen, die das Meer bewohnen, die vielen uns noch unbekannten Tiere und Pflanzen…,  sie alle tragen denselben Lebensimpuls wie du und ich.

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Je mehr du dich auf die Sichtweise aus dem Inneren einlässt, desto tiefer tauchst du ein ins Innere der Erscheinungen. Je mehr du einfach betrachtest und zuhörst, ohne zu bewerten oder den „Senf“ des Verstandes dazu zu geben, desto mehr wirst du die Essenz des Lebens erkennen.

Du wirst immer stiller. Selbst Kommentare wie „Oh, ist das ein schöner Sonnenuntergang!“ werden überflüssig und machen den Sonnenuntergang nicht schöner!

Wenn du Stille erfährst und dann flüsterst: „Wie schön ist doch diese Stille!“ zerreisst du sie genau in diesem Moment. Nichts wird besser durch deinen Kommentar.

Du wirst erkennen, dass alles so ist, wie es ist.

Das Leben passt sich nicht den Vorstellungen und Wünschen deines Ichs an. Es entfaltet sich stets und unermüdlich aus dem Jetzt heraus, und du kannst mit deinem Verstand nicht wissen, warum es so und nicht anders ist. Du kannst nur beobachten, Zeuge sein dessen, was geschieht, denn es geschieht ohnehin.

In diesem Beitrag spreche ich absichtlich nicht von Meditation. Denn dieser Begriff ist dermassen verwässert und zum Teil missbraucht worden und stösst bei vielen Menschen auf Ablehnung.

In den meisten sogenannten Meditations-Methoden geht es darum, irgendetwas erreichen zu wollen, zum Beispiel Entspannung, Gesundheit, Stressabbau. Darüber hinaus gibt es unzählige Vorstellungen und Anleitungen darüber, wie man durch Visualisieren das Leben verbessern kann. Auf dem „esoterischen Markt“ gibt es wohl nichts, was dir suggerieren kann, wie mächtig du bist, wenn du nur diese oder jene Methode anwendest. Das alles mag hilfreich sein. Aber es sind Produkte des Egos, welche das Leben verbessern wollen.

Die Erkenntnis, dass alles, was ist, so ist, wie es ist, führt zu Bescheidenheit, zu Akzeptanz.

Bekommst du in deiner stillen, urteilsfreien Beobachtung auch nur einen winzigen Einblick in die Grossartigkeit des Lebens, verändert das dein Verhalten. Du möchtest immer wieder in solche Zustände kommen, diese grundlose, stille Freude wahrnehmen!

Wann immer du Gelegenheit hast dazu, gönne dir diese Augenblicke!

Das kann mitten am Tag sein, vielleicht beim Betrachten einer Zimmerpflanze. Oder an der Bushaltestelle.

Anstatt morgens die News auf deinem Handy zu lesen, die ja meistens nicht erfreulich sind, könntest du dir einfach ein wenig Zeit nehmen, nach innen zu gehen.

Falls dieses stille Beobachten neu ist für dich, wirst du es vielleicht regelmässig anwenden wollen.

Nach einer gewissen Zeit und tiefergehenden Erfahrung wirst du merken, dass du im Alltag ständig zwischen diesen beiden Welten wechseln beziehungsweise in beiden gleichzeitig sein kannst. Egal, wo du bist, egal mit wem du bist.

Das unbeteiligte Beobachten ist das, was  dich bewusst werden lässt. Bewusst darüber, dass von innen her betrachtet, die Welt völlig anders aussieht. Bewusst werden darüber, dass die Rückschlüsse und Beurteilungen des Verstandes falsch sind, bzw. der Sache nicht gerecht werden. Das Leben ist viel komplexer, als es erscheint.

Damit sind eben auch alle Vorkommnisse gemeint, die wir als schlimm, furchtbar, ungerecht oder schön und erstrebenswert ansehen. Alle unsere Massstäbe sind anerzogen, sind kultur- und gesellschaftspezifisch, sind das Produkt der Erziehung. Unser Verstand ist dazu da, der Angst zu dienen. Er tut das mit Vorstellungen von Gefahr und Gefahrenabwehr, mit Kontrolle und Einschränkung.

Angst ist das Gegenteil von Liebe und Vertrauen.

Das Bewusstsein, das im stillen, urteilsfreien Beobachten erfahren wird, kennt keine Angst.

Es ist Zeuge der immerwährenden sprudelnden Lebensenergie, und das Leben erzeugt Freude!

(Denke nur daran, wie lebendig und freudig du dich fühlst, wenn du verliebt bist!)

Je mehr du dich im Zustand der Bewusstheit befindest, desto weniger Angst kommt auf. Du erkennst das Leben, du vertraust dem Leben und freust dich an allen seinen vielfältigen Erscheinungsformen.

Nichts ist falsch, nichts muss verändert werden. So wie es ist, ist es. (Ob es dir gefällt oder nicht).

Du anerkennst die Tatsache, dass das Leben ständige Veränderung bedeutet, dass nichts so bleibt, wie es gerade ist. Du betrachtest die Veränderung. Du beklagst nicht, was nicht mehr ist, und du hoffst nicht, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen. Denn Wünsche sind überflüssig. Das Leben ist, wie es ist.

Aus dieser Haltung heraus versteht es sich von selbst, dass es weder Sorgen noch Strategien für die Zukunft braucht. Jeder Augenblick erschafft sich aus sich selbst. Bist du jetzt, in diesem Augenblick zuversichtlich, freudig, dann bist du es auch im nächsten… und im nächsten.

Aber wenn du dich mit dem sorgenden Verstand identifizierst, wenn du jetzt, in diesem Augenblick,  in Sorgen oder Missmut lebst, dann gestaltet sich auch der nächste Moment so… sorgenvoll… in Missmut. Das Jetzt erschafft das nächste Jetzt. Deshalb ist es sinnvoll, darauf zu achten, wie dein Jetzt aussieht.

Im Zustand des Bewusstseins lässt du dich nicht mehr manipulieren. Du glaubst nicht mehr, dass es „Waffen für den Frieden“ braucht, und du glaubst nicht mehr, was Politik und Wirtschaft dir weismachen wollen. Du lässt dir keine Angst einreden. Du glaubst eigentlich gar nichts mehr und erkennst die Absicht hinter den Handlungen.

Vertrauen ins Leben selbst, das sich ständig neu erschafft, ist die Alternative.

Wie mir scheint, sucht das Leben ständig die beste Lösung, um ein harmonisches Gleichgewicht herzustellen. Unser Verstand kann das natürlich nicht erkennen, darum redet er dauernd davon, wie man Gefahren bekämpfen soll. Aber, was man bekämpft, wird stärker.

Die Aussage des kleinen Prinzen: „Nur mit dem Herzen sieht man gut“ könnte man auch erweitern

und sagen: Wer von innen her das Innere von allem, was ist, betrachtet, sieht klar, quasi „von Herz zu Herz“.

Ich möchte dich gerne dazu ermutigen, das auszuprobieren, denn die Freude und Zufriedenheit, die dabei entsteht, ist gross!

Mit herzlichen Grüssen

Navyo Brigitte Lawson

Wissen oder Weisheit Missverständnis von Spiritualität

Es ist Mode geworden, das Wort „Spiritualität“ zu verwenden, sei es in Bezug auf Ernährung, auf Bewegung, auf Beziehungen, ja sogar auf Reisen. Mir stellen sich die Haare auf, wenn ich lese, was alles unter diesem Thema geschrieben wird, und ganz besonders auf den sogenannten spirituellen Seiten des Facebooks oder You Tube. Massenhafte Beiträge darüber,…

Trennung oder Zusammenbleiben – der Vorteil von langjährigen Ehen

Dezember 2022 Es gibt sie noch, die langanhaltenden Ehen. Aber sie sind selten geworden.Auch ich habe mir das damals, als ich geheiratet habe, nicht vorstellen können.Ich glaubte nicht an Versprechungen, und die Vorstellung, „bis dass der Tod euch scheidet“, schien mir eine widerliche Verpflichtung. Eigentlich war ich ohnehin gegen das Heiraten.“Was geht denn die Liebe…

Wissen oder Weisheit Missverständnis von Spiritualität

Es ist Mode geworden, das Wort „Spiritualität“ zu verwenden, sei es in Bezug auf Ernährung, auf Bewegung, auf Beziehungen, ja sogar auf Reisen.

Mir stellen sich die Haare auf, wenn ich lese, was alles unter diesem Thema geschrieben wird, und ganz besonders auf den sogenannten spirituellen Seiten des Facebooks oder You Tube.

Massenhafte Beiträge darüber, was spirituell ist und was es nicht ist, Ratschläge, Urteile, Dogmen… der reinste Jahrmarkt!

Aber, was bedeutet spirituell bzw. Spiritualität überhaupt?

Spirit heißt Geist, und Geist ist das, was keine Materie ist, also keinen Körper hat.

Was ist Spiritualität also? Schaust du bei Google nach, dann gibt es ganz verschiedene Interpretationen dafür. Aber am logischsten und einfachsten ist es damit erklärt, dass es jener Themenbereich ist, der sich mit dem Geistigen beschäftigt, also mit dem Nicht-Sichtbaren.

Da die Existenz des Nicht-Sichtbaren (außer Musik und Schwingungen) mit keiner Wissenschaft nachgewiesen werden kann und es keine Beweise dafür gibt, fällt dieses Gebiet in den Bereich des Glaubens.

Und genau da fängt der Schlamassel an. 

Da gibt es die verschiedensten Religionen (Glaubensgemeinschaften) , welche ihre Lehren und Dogmen verbreiten, an die man, wenn man Anhänger einer Religion ist, glaubt oder zumindest glauben sollte. Es sind Theorien über die sogenannten Schöpfungsgeschichten, Überlieferungen über angemessenes Verhalten, dazugehörende Gebote und Verbote und Regeln mit dem Anspruch auf Wahrheit.

Was sie alle gemeinsam haben ist die Tatsache, dass es sich um Überlieferungen handelt, also um Geschichten, die ständig weiter erzählt worden sind, von Generation zu Generation.

Und wie das beim Weitererzählen so ist, verändert sich der Inhalt oft, denn jeder berichtet wieder ein wenig anders, lässt etwas weg und fügt Anderes hinzu.

Was sie alle außerdem gemeinsam haben ist die Tatsache, dass es sich um Geschichten handelt, die man glauben kann oder auch nicht.

Die Menschen sind ja meistens so, dass sie für ihr Verhalten Lob und Anerkennung bekommen und ihren Autoritätspersonen gefallen möchten. Darum werden sie von frühester Kindheit an nachplappern, was die Älteren ihnen sagen und es glauben. Als Erwachsene sind sie bereits davon überzeugt, dass die Dinge so sind, wie man es ihnen beigebracht hat.

Sie haben auch gelernt, das zu glauben, was die Mehrheit der Gesellschaft denkt und sagt. 

Das, was man glaubt, prägt die Persönlichkeit und je mehr Leute an das Gleiche glauben, desto sicherer fühlen sie sich und halten das Geglaubte für Wahrheit.

Die Unterschiede, die es in den diversen Weltanschauungen und Religionen gibt, mögen groß sein, aber, solange es genug Menschen gibt, die gemeinsam an dieselbe Sache glauben, können sie alle existieren. Das, was man glaubt, bestimmt die Zugehörigkeit in der Gesellschaft.

Früher ging es dabei vor allem um Weltreligionen. Missionieren, Andersdenkende bekämpfen, Kriegen und erobern war an der Tagesordnung, damals wie heute.

Heute haben die Weltreligionen zwar nicht mehr so viel Bedeutung, aber es ist eine Art „Ersatzreligion“ entstanden, nämlich die „Spiritualität“.

Die falsch verstandene Spiritualität 

Wie viele Leute gibt es doch, die glauben, genau zu wissen, dass es Engel gibt und auch, welche Aufgabe diese erfüllen!

Wie viele Leute gibt es doch, die an ausserirdische Wesen und ihre Pläne in Bezug auf die Menschheit und die Erde glauben!

Wie viele Leute gibt es doch, die glauben zu wissen, dass es unsichtbare Wesen gibt auf der Erde, wie Feen, Kobolde und wie sie alle heissen. Oder Geister, die umher irren, und unter Umständen in unser Leben eingreifen.

Und wie viele Leute gibt es doch, die an einen strafenden Gott glauben.

 Aber das ginge ja noch. Jeder kann glauben, was er will.

Was jedoch fatal ist, ist die Tatsache, dass es unzählige Menschen gibt, die genau zu wissen glauben, was gut und böse, was richtig und falsch ist.

Wie die Tauben im Märchen von Aschenputtel werfen sie die „Guten ins Töpfchen“ und „die Schlechten ins Kröpfchen.“ 

Sie haben gelernt, in Kategorien von gut und schlecht zu denken und beziehen dieses Wissen aus dem, was man ihnen beigebracht hat, was man lesen und hören kann in sämtlichen Medien.

Da gibt es zum Beispiel die Sache mit der Ernährung, die im Begriff ist, zur „neuen Religion“ zu werden. So gehören mittlerweile in den Köpfen einiger „spiritueller“ Leute die Veganer ins Töpfchen und die „Fleischesser“ ins Kröpfchen.

Man ist sich einig, dass Fleischverzehr schlecht ist, für die Tiere, für die Umwelt, für den Menschen, aber vor allem, für das sogenannte spirituelle Wachstum.

Wer dem widerspricht, gilt als unspirituell und wird heimlich oder sogar auch ganz offen verurteilt.

Ähnlich sieht es mit dem Zigarettenrauchen aus. In sogenannten spirituellen Gruppen gilt das Rauchen als höchst verwerflich und kann ganz sicher nicht „zu Erleuchtung“ führen.

Oder Alkohol trinken oder zu viel Kaffee trinken.

Neuerdings hat auch der Milchkonsum bereits die Gut-und Schlecht-Schleuse der „spirituellen Welt“ erreicht. Oder Zuckerkonsum, Fett… etc.etc.

Die sogenannte gesunde Ernährung scheint ein wichtiges Standbein der Spiritualität geworden zu sein.

Aber: Woher wollen alle diese Experten so genau wissen, ob das stimmt, was sie erzählen?

Hat wirklich jeder Ernährungsexperte selber geforscht und ausprobiert, wie alles funktioniert im Körper? Oder hat er es nur gelesen, gehört, geglaubt, übernommen und nachgeplappert?

Ganz ähnlich sieht es aus mit den Theorien über die Erde, über die Natur. Da gibt es ganze Gruppen, die glauben, dass es die Aufgabe des Menschen sei, die Erde zu retten.

Sie haben ihre Konzepte, ihre Vorstellungen davon, was gut und was schlecht ist für die Erde, und vor allem für das Klima. Woher wollen sie das alles so genau wissen?

Eine spezielle Religion scheint mir diejenige im Umgang mit Gefühlen zu sein. 

Da sind sich die Anhänger einiger Gruppierungen völlig einig darüber, welche Gefühle als „negativ“ und welche als „positiv“ einzustufen sind und demzufolge gibt es einen Verhaltenskodex, wie man es „richtig“ macht. Negative Gefühle sollte man gefälligst unterdrücken und positive ausleben.

Aber…, was ist was?

Die Begriffe positiv und negativ sind uns aus der Elektrizität bekannt sowie aus medizinischen Tests. Positiv besagt, dass etwas, eine Krankheit zum Beispiel, vorhanden ist. Eine Bestätigung also. Negativ wäre dann die Abwesenheit davon.

Frage: Ist es denn so erstrebenswert, einen positiven Corona- oder Aids Test zu erhalten?

Gefühle werden als positiv eingestuft, weil sie offenbar mit Gefallen in Verbindung gebracht werden. Man heisst sie willkommen.

Negative Gefühle lösen Unsicherheit und Missfallen aus. Man verurteilt sie und versteckt sie.

Und was entsteht daraus?

Eine Gesellschaft, die aus Menschen besteht, die mehr und mehr ihre Echtheit verbergen.

Menschen, die sich selbst nicht erforschen, ihre eigenen Gedanken und Gefühle nicht mehr akzeptieren, ihren Körper und seine natürlichen Bedürfnisse nicht kennen, die gar nicht wissen, wer sie wirklich sind. Menschen, die dem Diktat der Gesellschaft folgen, möglichst angepasst in jeder Hinsicht.

„Spirituell“ sein gehört durchaus zu einer inzwischen akzeptierten Form von „In-Sein“. Und das sind die Kriterien:

Ein „guter Mensch“

zeigt stets ein freundliches Gesicht, arbeitet zu viel, schmeichelt seinen Mitarbeitern mit Komplimenten, um beliebt zu sein, äussert sich diplomatisch, ist multitasking, hat alles im Griff, ist stets einsatzbereit und immer und überall am Ball und ist meistens guter Laune.

Er ernährt sich gesund nach neuesten Erkenntnissen, treibt Sport und Yoga und schaut wenig TV, ist Nichtraucher und natürlich Veganer oder zumindest Vegetarier.

Und – er hat eine Vorstellung von Gott, an die er glaubt.

Ein „schlechter Mensch“

zeigt seine „negativen“ Gefühle, er schimpft, er wird wütend. Er sagt undiplomatisch, was er denkt. Er redet nicht viel mit Mitarbeitern und ist nicht immer höflich. Er braucht manchmal länger für seine Arbeit und zieht sich zurück, wenn er müde wird. Er sagt nein, wenn es ihm zu viel wird. Er isst, was ihm schmeckt, isst Fleisch, geht gerne mal was trinken und treibt weder Sport noch Yoga. Gott ist ihm nicht wichtig und Glaubensfragen auch nicht.

Und welcher von beiden ist nun spiritueller oder gar besser?

Wie aus dieser absurden Unterscheidung ersichtlich ist, hat keines dieser Verhalten mit Spiritualität zu tun und schon gar nicht mit gut oder schlecht.

Spiritualität heisst doch eigentlich nichts anderes, als die Beschäftigung mit dem Geistigen, mit dem Unsichtbaren. Was es dazu braucht, ist Forscherdrang. Jeder Mensch hat diesen in sich. Mit Hilfe dieses Dranges, mit Hilfe der Neugierde, gibt es Menschen, die herausfinden wollen, was es mit dem Nichtmateriellen auf sich hat. Sie wollen erforschen, was Energie ist und wie sich diese im Menschsein anfühlt. Sie wollen wissen, was Gedanken bewirken. Sie wollen wissen, wie das Leben funktioniert, ob es einen Tod gibt und ob Gott existiert.

Einige gehen weit über bekannte Grenzen hinaus, andere lassen es bei bestimmten Erkenntnissen bleiben.

Was sie aber gemeinsam haben, ist die Individualität! Jeder, der unvoreingenommen forscht, macht seine ganz persönlichen Erfahrungen, die für ihn Gültigkeit haben. 

Diese Erfahrungen sind einzigartig, kein Mensch macht genau dieselbe! 

Sie mögen sich ähneln, aber ganz genau gleich sind sie nie, denn, wie sollte das nachgewiesen werden?

Diese individuellen Erfahrungen sind das, was ich Weisheit nenne. Weisheit, die durch eigenes Erforschen, eigene Erfahrung zustande gekommen ist, die für die betreffende Person Gültigkeit und Wahrheit enthält. Einige nennen sie Weisheit des Herzens… wie immer sie genannt wird, sie ist einmalig und nicht übertragbar.

Im Gegensatz dazu steht das Wissen. 

Wissen, das auf Erfahrungen anderer und deren Überlieferungen basiert, also durch Weitersagen und dem Glauben an das Nachgeplapperte entstanden ist.

Der Begriff Nachplappern ist insofern angebracht, weil es, wie von einem Papagei nach geschwatzt wird, ohne den Sinn selber ergründet und formuliert zu haben. Man muss nur gut zuhören, sich erinnern und möglichst das wiedergeben, was man gehört hat.

In unserer Welt ist dieses Wissen sehr angesehen. Es ist das, was eine Gesellschaft ausmacht. Es ist das, wonach alle diejenigen streben, die dazu gehören möchten, die sich nach Anerkennung und Geborgenheit sehnen. Jeder, der will und dazu in der Lage ist, kann sich Wissen aneignen. Theorien zu lernen, genügt. Es braucht keine persönliche Erfahrung dazu. Man nennt es auch Bildung.

Mit Wissen kann man viel Geld verdienen. Mit Weisheit nicht. Wissen kann man anhäufen, kann es verkaufen, und man kann es weitergeben. Wer viel weiss, hat das Sagen. Darum sagt man, Wissen ist Macht.

Nach dieser Macht streben, vielleicht unbewusst, wohl alle diejenigen Menschen, die sich spirituelles Wissen aneignen und es dann als „die unumstössliche Wahrheit“ verbreiten. Eigenltich halten sie an Behauptungen fest, die nicht nachgewiesen werden können. Aber, weil eben dieser oder jener intelligente, angesehene Mensch diese Thesen aufgestellt hat, die einleuchtend erscheinen, werden sie geglaubt und als Tatsache weiter gegeben.

Alles, was auf dem „spirituellen Markt“ angeboten wird, sind schliesslich nur Theorien, Ideen, Vorstellungen, Behauptungen, die zum Teil sehr verführerisch und gut, zum Teil aber auch haarsträubend klingen.  Dadurch, dass diese Theorien geglaubt werden, gewinnen sie Stärke, und je mehr Menschen dasselbe glauben, desto mehr wird es als Tatsache angenommen.

Wissen hinterfragt man nicht, man glaubt es.

Der Wissende, der „Gelehrte“ sagt: „Es ist so“.

Der Weise sagt: „Ich weiss es nicht“.

Während der Wissende auf seinen Thesen beharrt und Recht haben will, ist sich der Weise bewusst darüber, dass alles ganz anders sein könnte.

Weisheit geschieht jenseits der Gesellschaft. 

Um Weisheit zu erlangen, braucht es Rückzug, Stille. Es braucht Mut und Bereitschaft, alles Gelernte beiseite zu schieben. 

Tabula Rasa, eine leere Tafel schaffen. Mit völliger Unvoreingenommenheit sich selbst und die Welt betrachten, urteilsfrei.

Das ist gelebte Spiritualität.

Aus dieser Haltung heraus können Erkenntnisse entstehen, die völlig widersprüchlich sind zum üblichen Gedankengut der Gesellschaft. 

Vieles wird dann vielleicht absurd erscheinen, zum Beispiel die Einteilung in sogenannt gute und schlechte Gefühle, da das Ausdrücken von Wut vielleicht als befreiend und energetisierend erlebt wird, sowie vielleicht das direkte Aussprechen der eigenen Wahrheit. Gut und schlecht, gut und böse werden plötzlich austauschbar, die Urteile irrelevant.

Ein spirituell ausgerichteter Mensch ist also jemand, der sich auf die Suche macht nach dem Unsichtbaren, nach dem „Kern“ der Dinge, jemand, der den Geheimnissen des Lebens auf die Spur kommen möchte. Einem solchen Menschen sind Gedanken und Erfahrungen auf spiritueller Ebene wichtiger als die der materiellen Seite. Materielle Anhäufung, Ansehen in der Gesellschaft, Einfluss und Macht interessieren ihn weniger bis gar nicht.

Das heisst jedoch nicht, dass ein spirituell ausgerichter Mensch besser wäre als ein anderer, der sich mehr mit dem Materiellen befasst. Es zeigt nur, wo seine Interessen liegen.

Aber vielleicht ist er glücklicher.

Jemand, der seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf das Nicht-Sichtbare lenkt, der unvoreingenommen forscht, wird viele Zustände erfahren, die er nicht beschreiben kann.

Er hat vielleicht Visionen, hört Stimmen, nimmt bisher unbekannte Zusammenhänge wahr, kurz gesagt, er sieht die gesamte Existenz mit völlig anderen Augen.

Während dem einen geistige Wesen begegnen, sprechen zu anderen die Pflanzen oder Steine. Wieder andere erinnern sich vielleicht an andere Leben, oder sie fühlen sich in völliger Einheit mit der Existenz.

Es gibt unendlich viele Erfahrungen, die zur Weisheit führen, aber ihnen allen ist gemeinsam, dass sie persönlich sind!

Da die spirituelle Suche und die Ergebnisse daraus völlig individuell sind, ist es absolut absurd zu unterscheiden, was nun richtig und falsch, was gut und böse ist, geschweige denn, einen Pfad vorzuschreiben, den man gehen sollte, denn eine allgemeingültige Wahrheit gibt es nicht!

Bewusst werden darüber, wer wir sind, wie die Existenz ist mit allem Drum und Dran sind rein persönliche Erkenntnisse, die weder messbar noch beweisbar sind! Kein Mensch kann seine Erfahrungen wirklich teilen, und kein Mensch kann wirklich mit Sicherheit sagen, dass seine Wahrnehmung und Erfahrung von Zuständen ein Beweis für deren Existenz ist.

Vorstellungen von Erwachtsein, von Erleuchtung etc. sind also Vorstellungen… und viele Menschen stellen sich so hin, als hätten sie die allumfassende Wahrheit gefunden,von der sie andere überzeugen wollen.

Wer aber wirklich aus der Illusion des Wissens erwacht, ist sich bewusst darüber, dass er damit nicht missionieren kann und will. Das, wofür es keine Namen gibt, was eine persönliche Erfahrung ist, kann nicht weiter gegeben werden, da jeder Mensch auf seine eigene Art wahrnimmt.

Da die Menschen im Allgemeinen Nachahmer und Nachplapperer sind, halten sie jede Äusserung, die ein weiser Mensch gemacht hat, fest und klammern sich daran in der Hoffnung, dasselbe zu erleben. Sie vergleichen ihre Erfahrungen mit dem Vorbild und

überzeugen sich schliesslich davon, dass sie eins geworden sind damit.

Das ist der Grund dafür, dass so viele Menschen glauben, sie hätten „die Weisheit mit Löffeln gegessen“ und andere Menschen davon überzeugen wollen, was der sogenannte richtige Weg ist.

Ein wahrhaftiger spiritueller Meister oder Lehrer wird deshalb nie sagen, was man tun und lassen sollte, sondern er wird Fragen stellen. 

Er wird nie sagen, wie die Dinge genau sind, sondern wird den Suchenden stets darin unterstützen, auf alle Hinweise zu achten, die es ermöglichen, die eigene Wahrheit zu finden. Er wird nie sagen: „Folge mir“ oder „mache es wie ich“, sondern: „Erspüre, was für dich richtig ist. Sei still und lausche in dich hinein. Früher oder später wirst du erkennen, wer du bist.“ 

Er wird andere Menschen dazu ermutigen, selber zu erforschen, was einem gut tut und danach zu handeln. 

Ein spirituell ausgerichteter  Mensch ist ein eigenständiger Mensch, der den Mut hat, nicht zu glauben und sich danach richten, was andere sagen, sondern aus der Reihe zu tanzen, eigene Wege zu finden und dem zu vertrauen, was er entdeckt vom Geheimnis des Lebens.

Es sind die ureigenen Erfahrungen, die unsere Wahrheit ausmachen.

Dieser Wahrheit zu vertrauen, ist das, was tatsächlich glücklich und frei macht.

Es spielt keine Rolle, was jemand isst, ob er sportlich ist oder nicht, ob er den anderen Menschen gefällt oder nicht.

Jeder Mensch ist frei, sich für das zu entscheiden, was ihm richtig erscheint.

Während Wissen auf lernbaren Erkenntnissen beruht, ist Weisheit die Erkenntnis der unsichtbaren Welt aufgrund eigener Erfahrungen. Alle haben ihre Berechtigung, alle sind irgendwie richtig.

Obwohl Bewusstwerdung eine individuelle Angelegenheit ist, so haben spirituell ausgerichtete Menschen doch eine Gemeinsamkeit:

Sie entdecken und spüren die Liebe in allem Lebendigen und tun das, was ihnen richtig erscheint. Sie haben keinen Anspruch auf „alleinige Wahrheit“, sie akzeptieren die Vielfalt der existenziellen Ausdrucksformen.

Mit herzlichen Grüssen

Navyo Brigitte Lawson                                                                                 2. Januar 2023

Trennung oder Zusammenbleiben – der Vorteil von langjährigen Ehen

Dezember 2022


Es gibt sie noch, die langanhaltenden Ehen. Aber sie sind selten geworden.
Auch ich habe mir das damals, als ich geheiratet habe, nicht vorstellen können.
Ich glaubte nicht an Versprechungen, und die Vorstellung, „bis dass der Tod euch scheidet“, schien mir eine widerliche Verpflichtung. Eigentlich war ich ohnehin gegen das Heiraten.
„Was geht denn die Liebe eines Paares den Staat und die Religion an?“, dachte ich.
Warum ich dann doch geheiratet habe, geschah aus sozialpolitischen Gründen, und aus der damals geschlossenen Ehe sind fast vierzig Jahre geworden!

Liebe kann man nicht versprechen. Davon bin ich überzeugt.

Liebe geschieht einfach…, sie kommt und geht… dachte ich. Und, man trennt sich eben wenn „die Chemie“ nicht mehr stimmt, wenn die Liebe verschwunden ist. Das ist inzwischen normal geworden in unserer Gesellschaft.
Aber, wie kann das sein?

Wie kann Liebe verschwinden?

Ja, was ist denn Liebe überhaupt?
Es gibt so viele Interpretationen von Liebe wie es Menschen gibt… jeder hat seine eigene Auffassung davon. Was aber sehr viele Menschen gemeinsam haben ist die Ansicht, dass Liebe etwas mit „Gernhaben“ zu tun hat, mit dem, „was einem gefällt“.
Wie oft fühlen wir uns zu Menschen hingezogen, die uns ähnlich sind, wir suchen die Gemeinsamkeiten. Je mehr davon, desto besser. Je gemeinsamer, desto mehr Liebe… denken wir.
Und, wenn man sich dann näher kennen lernt und vielleicht in verschiedene Richtungen entwickelt, schwinden einige der Gemeinsamkeiten. Plötzlich zieht der andere nicht mehr mit. Oder verhält sich „komisch“, so dass es dir gar nicht mehr gefällt. Du urteilst. Du verurteilst sie oder ihn. Und je häufiger du diese Urteile in dir wiederholst, desto mehr gelangst du zu der Überzeugung, dass da immer weniger Liebe vorhanden ist. Das geht so weit, bis ihr euch trennt. Auseinander gelebt, sagt man dann.
Man könnte auch sagen: „Er oder sie entspricht nicht mehr meinen Vorstellungen“…, dann trennst du dich eben, findest womöglich einen neuen Partner und denkst am Anfang, diesmal wird es besser. Bis sich das gleiche Spiel wiederholt, vielleicht mit einer etwas anderen Melodie… denn du hast dich nicht verändert.

Solange du glaubst, deine Partnerin oder dein Partner sollte sich so verhalten, dass es dir gefällt, so lange wirst du keine tiefe Liebe erfahren.

So lange du glaubst, dein Partner sollte dich glücklich machen, solange wirst du unbefriedigt bleiben. Denn, das ist schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Niemand kann dich glücklich machen. Denn Glücklichsein ist eine Frage der Entscheidung, und die kannst nur du für dich selber treffen.

Warum fühlen wir uns denn so überglücklich, wenn wir frisch verliebt sind?

Weil wir uns im Rausch der Illusion befinden. Weil wir dem begehrten Menschen alle möglichen Eigenschaften „gutschreiben“.

Tatsächlich aber können wir in anderen Menschen nur sehen, was bereits in uns selber vorhanden ist. Alle diese wundervollen Attribute, die du nun im anderen siehst, die hast du selber in dir! Vielleicht weißt du das noch nicht… deshalb ist ein anderer Mensch ein wundervoller Spiegel! Wenn du dich verliebst, verliebst du dich eigentlich in das strahlende, humorvolle, liebenswerte und begehrenswerte Wesen in dir selbst, das sich jetzt im anderen spiegelt.
Es kann zwar auch sein, dass du das alles nicht bist, aber dir wünschst. Und das, was wir wünschen, glauben wir nur allzu gerne im Außen zu erkennen!

So ist es übrigens auch mit der Weihnachtsidee.

Ein göttliches Kind soll geboren worden sein,
mit allen liebenswerten Eigenschaften, die man sich nur wünschen und denken kann. Darum wird es als einzigartig, als göttlich gepriesen, verehrt und angebetet.
Doch, haben wir nicht alle die Qualität der Liebe in uns? Wie wäre es, wenn wir diese Anteile in uns selber erkennen und uns selber „anbeten“? Mit anbeten könnte gemeint sein, dich völlig wertzuschätzen, dich zu akzeptieren so, wie du bist, dir das Bestmögliche zu wünschen und zu gönnen. Dir selber mit Respekt, Liebe und Zuversicht zu begegnen.

Und was hat das jetzt mit Partnerschaft zu tun?

Genau das, dass wir ständig unsere Wunschbilder auf den Partner projizieren. Wir
erwarten, dass er / sie sich so verhält, wie es uns gefällt.
Aber, wenn das nicht oder nicht mehr der Fall ist, wenn wir Charakterzüge am anderen entdecken, die uns missfallen, dann sind wir überzeugt, dass Trennung das Richtige ist…. Und genau da unterliegen wir einem Missverständnis. Denn, Liebe hat nichts mit Wunschvorstellungen und Begehren zu tun.

Liebe ist ein Zustand.

Ein Zustand, den du erfahren kannst, wenn du dich in Stille begibst, (auch Stille von
Gedanken!), dich einlässt auf die Wahrnehmungen des Herzens. Wenn du erkennst, dass dir nichts fehlt, dass du allein sein kannst und dich trotzdem wohl und geborgen fühlen kannst. In meiner Wahrnehmung ist es so, als wäre ich in einem Ozean voller Freude, Kreativität und Liebe, und dieser grenzenlose Ozean ist immer gleich, ganz unabhängig davon, was im Außen gerade geschieht. Es ist, als wäre ich durchlässig, und diese Qualität des Ozeans fließt durch mich hindurch und erreicht jene Menschen und andere Lebewesen am stärksten, die am nächsten bei mir sind. Vielleicht sind es gerade die Pflanzen im Zimmer oder Vögel oder Steine.

Also Liebe für alle und alles?

Ja, eigentlich schon
Aber es ist nicht so, dass ich das ständig ausdrücke. Manchmal spüre ich das einfach still in meinem Herzen. Ich spüre aber auch, wenn Menschen Widerstand dagegen setzen.

Sehr viele Menschen sind verschlossen für diese Wahrnehmung und glauben lieber dem permanenten Strom ihrer Gedanken.

Zum großen Teil sind diese Gedanken unerfreulich, es sind Vorstellungen davon, was alles „Schlechtes“ geschehen ist oder wieder geschehen wird, es sind Urteile über alles Mögliche, was einem begegnet. Es sind Hoffnungen und Wünsche und
Frustrationen, wenn diese sich nicht erfüllen. Misstrauen gegen das Leben.
Diese Menschen empfangen die Liebe, in der ich mich geborgen fühle, nicht, und ich akzeptiere das.

Jene aber, die offen sind dafür, weil auch sie diesen Zustand kennen, reagieren darauf. Es gibt ein Erkennen, wenn vielleicht auch nur für kurze Augenblicke.

Wenn wir uns verlieben, spielen, wie die Psychologen sagen, sehr viele unbewusste Faktoren eine Rolle.

Aus meiner Sicht spielt die wichtigste Rolle dabei, in wieweit wir uns bewusst sind darüber, wer wir sind.
Sind wir uns darüber nicht im Klaren, werden wir Opfer jener vorher erwähnten
Mechanismen, in welchen wir alles von unserem Partner erhoffen, was uns, wie wir meinen, fehlt.

Der andere soll uns glücklich machen! Der andere soll unsere Erwartungen erfüllen!
Sind wir aber bereits glücklich, einfach so, weil wir uns wertvoll, geliebt und geborgen fühlen in uns selbst, dann erwarten wir das nicht vom Partner. Dann genießen wir einfach gemeinsam diesen Zustand und akzeptieren uns gegenseitig im So-Sein.
Wir wollen den anderen dann nicht zu unseren Gunsten verändern.

Wir lassen uns nicht kontrollieren und kontrollieren auch den Partner nicht. Wir beide sind frei.

Jeder kann für sich alleine sein, wir sind nicht aufeinander angewiesen, aber wir genießen es, zusammen zu sein.
Aber bei mir war das nicht von Anfang an so.
Da war anfangs die Verliebtheit, die enorme gegenseitige Anziehungskraft, die bewirkt hatte, dass wir zusammen gekommen sind. Aber es gab auch diese Projektionen, diese Wut und Streitereien, wenn der andere nicht so war, wie wir es wünschten. Da waren die missglückten Versuche, den anderen zu ändern. So, wie wohl in jeder Beziehung.

Aber etwas war anders: Wir blieben zusammen.

Einfach, weil es sich nicht richtig anfühlte,
sich wegen Streitereien und Verschiedenheiten zu trennen. Auch in Krisen war da stets, wie ein unterirdischer Strom, die Liebe spürbar. Was mehr und mehr Bedeutung fand, war Selbstreflektion. Fragen wie: „Wie bin ich selber so, wie
das, was mich so aufregt am Partner?“ „Wie bin ich selber das, was ich so schätze an ihm/ihr?“ „Was geschieht, wenn ich bereit bin, anstatt zu urteilen, zu akzeptieren?“

Im Laufe der Jahre hat sich diese Akzeptanz entwickelt.

Die Akzeptanz, dass der Partner anders sein darf, als ich das manchmal möchte. Dass er anders sein darf, als ich es erwarte. Dass er nicht dazu da ist, mich glücklich zu machen. Er ist nicht dazu da, mir meine Ängste zu nehmen und mich nicht einsam fühlen zu lassen.

„Wozu ist Partnerschaft denn da?“ könnte man fragen.

Da gibt es viele mögliche Antworten:
Vielleicht, um zu lernen, was es heißt, Liebe ohne Bedingungen zu erfahren
Vielleicht, um diese Liebe in eine gemeinsame Form zu geben, sei es beruflich, sei es in Kindern…, denn Liebe drückt sich in Kreativität aus!

Der Ausdruck der Liebe verändert sich innerhalb des Lebens.

So, wie wir durch die Bereitschaft, aus Erfahrungen zu lernen, weiser werden, so verändert sich auch der Ausdruck der Liebe.
Während es am Anfang um die Gestaltung eines gemeinsamen Zuhause und eventuell die Gründung einer Familie geht, so prägen später berufliche Entwicklungen das Zusammenleben.

Unterschiede in der Entwicklung, in den Bedürfnissen werden deutlicher.

Ist die Zeit gekommen, wo Berufstätigkeit und damit einhergehende Anerkennung
abgeschlossen sind, wenn sich das Alter in verschiedener Weise bemerkbar macht, besteht nochmals eine große Chance, Akzeptanz zu lernen und zu praktizieren.

Akzeptanz dafür, wer ich bin, wer du bist. Akzeptanz dafür, wie das Leben gelaufen ist und wie es weiterhin läuft. Akzeptanz dafür, was nicht mehr ist und für das Neue, was kommt. 

Diese Akzeptanz ist die tragende Kraft, die ein langjähriges Zusammenbleiben ermöglicht.

Für mich ist das ein
wundervolles Geschenk!
Paare, die sich trennen, weil sie sich angeblich auseinander gelebt haben, die sich angeblich nicht mehr lieben, verpassen diese Chance. Sie müssen immer wieder von vorne beginnen.
Sie können die subtilen Veränderungen, die das Zusammenbleiben bringt, nicht erfahren.
Sie erfahren nicht, dass Liebe nicht vergehen kann, dass sie sich jedoch ständig neu ausdrückt.
Sie erleben nicht, wie wertvoll es ist, zusammen alle diese Stufen zu erleben und gemeinsam zu wachsen. Sie erleben nicht, wie es ist, wenn die Erwartungen verschwunden sind und sich Zufriedenheit und Freude einstellt über das, was ist.

Und doch gibt es auch durchaus einen Grund, eine Partnerschaft aufzulösen.

Nämlich dann, wenn sich die Partner gegenseitig in der Entwicklung behindern, wenn sie sich schaden anstatt zu unterstützen. Dies ist dann der Fall, wenn Ängste und Kontrolle zu gegenseitiger Abhängigkeit führen, zu Einschränkung. Viele Menschen halten das für Liebe.

Aber ein Merkmal der Liebe ist Freiheit.

Freiheit, für dich und für deinen Partner, der/die zu sein, der du bist, mit allen deinen Eigenarten. Liebe schenkt Raum, Möglichkeiten sich zu entfalten, sich gegenseitig zu unterstützen, Liebe basiert auf Vertrauen, vom Leben selbst geliebt zu sein.
Nicht das Versprechen: „bis dass der Tod euch scheidet“ entscheidet über eine langjährige Ehe, sondern die Bereitschaft, sich selbst zu akzeptieren und wert zu schätzen. Was ich mir selber gebe, kann ich auch teilen. Unser Versprechen damals war: „Wir werden uns nie im Wege stehen“.

Eine langjährige Partnerschaft ist keine romantische Angelegenheit!

Eine langjährige Partnerschaft, egal ob verheiratet oder nicht, ist keine romantische Angelegenheit, wie sie in Filmen und Romanen dargestellt wird. Sie ist ist keine ewige Verliebtheit. Sie kann leider eine Gewohnheitsbeziehung geworden sein, in welcher Beide unglücklich und verbittert sind, aber zu feige, etwas zu ändern.
Im besten Fall ist sie eine wundervolle Chance des Lebens, sich selber immer besser kennen zu lernen im Spiegel des anderen.

Es ist die Chance, bewusst zu werden über die bedingungslose Liebe, die einfach vorhanden ist, unverdient, unvergänglich.

Navyo Brigitte Lawson

Angst – Kontrolle – Macht oder Risiko – Vertrauen – Freiheit

Natürlich haben wir Angst, sie gehört zu jedem Lebewesen.
Sie muss weder überwunden noch beseitigt noch besiegt werden.
Aber akzeptiert.

Angst ist ein zu unserer Natur gehörendes Warnsignal

Droht irgend eine aktuelle Gefahr, spüren wir Angst.
Das ist an sich sehr sinnvoll und hilfreich, sie hilft uns, zu überleben.

Was jedoch nicht mehr natürlich ist, ist das Empfinden von Angst, wenn keine echte Gefahr droht. Angstempfindung kann zur Gewohnheit werden, eigentlich wie eine Sucht. Das Gehirn reagiert dann nicht auf aktuelle Situationen, sondern auf Erinnerungen.

Angst kann zur Gewohnheit werden

Als Beispiel: Du hast dich als Kind verlaufen, als du einen neuen Schulweg einschlagen wolltest. Du hast dich so hilflos und verlassen gefühlt, du hattest Angst, nicht mehr nach Hause zu finden.
Dieses Erlebnis war so einschneidend und beeindruckend, so dass jedes Mal, wenn ein unbekannter Weg vor dir liegt, du diese Angst in dir spürst. Weil sie so unangenehm ist, vermeidest du es, diesen Weg zu gehen. Du gehst nur vertraute und bekannte Wege.

Oder: Du bist voller Neugierde auf einen Baum geklettert, und dummerweise bist du abgerutscht und hart auf dem Boden gelandet, verletzt.
Du wirst nie mehr auf einen Baum klettern wollen, und auch überhaupt nicht mehr irgend wo in die Höhe steigen wollen, denn die Angst von damals hält dich zurück. Diese Angst befällt dich, obwohl keine reale Gefahr besteht. Du definierst sie jetzt als „Höhenangst“.

Es gäbe unzählige Beispiele, wie sich die Angst in einer akuten Situation gebildet und dich dann geprägt hat.

Angst vor Strafe, Angst vor Verlust, Angst vor Nähe, Angst vor Fallen, vor Wasser, vor Tieren… etc. etc.

Allen diesen Ängsten liegt eine Erst-Erfahrung zugrunde, und unser Gehirn hat sich darauf eingestellt, dass jede ähnliche Situation dieselbe Gefahr bieten wird, wie beim ersten Mal. Das Gefühl jener Situation in der Erinnerung wird auf die Zukunft projiziert. Es gibt auch Ängste, die uns von anderen Menschen übergestülpt werden, ohne dass wir selber diese Erfahrung gemacht haben.

Du willst diese Angst nicht spüren, da sie lähmend und vielleicht sogar körperlich schmerzhaft wirkt, sie lässt dich verkrampfen und nimmt dir den Atem.

Nun entwirfst du Strategien, um diese Ängste nicht zu erleben

Also musst du Situationen vermeiden, in welchen sie auftauchen. Man nennt es Vermeidens-Strategie.
Und wie machst du das?
Indem du dich kontrollierst. Du versuchst, durch Kontrolle die Situation zu vermeiden, die dich wieder in die bekannte Angst versetzt. Je grösser die Angst, desto grösser die Kontrolle.
Wir können diesen Mechanismus zur Zeit sehr offensichtlich in der ganzenWelt beobachten:
Angst vor Corona, Angst vor Krieg, Angst vor Wirtschaftskrisen, Angst vor Klimawandel…
Es gibt Menschen, die diese Ängste bewusst schüren und, je mehr sie verbreitet, ausgemalt und ständig wiederholt werden, desto mehr lassen sich ganze Völkergruppen davon beeinflussen und übernehmen diese Ängste.
Für diejenigen, welche diese Ängste in die Welt setzen und sie mit Schreckensvisionen nähren, ist dies nun ein gefundenes Fressen, denn nun greift die Kontrolle! Es gibt so viele Möglichkeiten, die Menschen mit sogenannt hilfreichen Massnahmen zu beruhigen, ihnen das Gefühl zu geben, sich in Sicherheit zu wähnen, wenn sie nur mitmachen und die Vermeidens-Strategien einhalten.
Das ist Kontrolle.

Kontrolle ist Macht – und Macht funktioniert nur dort, wo Angst besteht.

Eigentlich ein bekannter Mechanismus.

Aber, was vielleicht weniger bekannt ist, ist die Möglichkeit, auf Angst zu reagieren.

Wie vorher erwähnt, entsteht Angst durch eine aktuelle, reale Gefahr, als Warnsignal.
Sobald wir dieses spüren, können wir handeln, um der Gefahr adequat zu begegnen. Vielleicht müssen wir flüchten oder kämpfen oder sonst etwas tun.

Was aber, wenn die Angst, die auftaucht, gar nicht auf akuter realer Gefahr beruht?
Was, wenn sie nur eine Vorstellung aus dem Speicher der Erinnerungen davon ist, was passieren könnte?

Dann tritt die Vermeidens Strategie ins Spiel und lässt uns etwas vermeiden, obwohl die jetzige Situation vielleicht gar keine Gefahr enthält. Wir sagen nein, und je mehr Ängste wir haben, desto mehr müssen wir „nein“ sagen, um uns einigermaßen sicher zu fühlen.
Das kann sehr eng werden.

Der Mechanismus von Angst, Vermeidungsverhalten und Kontrolle betrifft das gesamte Kollektiv

Wie vorher aufgezeigt, ist dieser Mechanismus im Kollektiv immer wieder sichtbar. Religionen, Politiker, Obrigkeiten, egal welcher Art, basieren ihre Macht auf diesen Ängsten und bringen das Volk dazu, Vieles zu vermeiden und sich einzuschränken. Freiheiten werden entzogen. Macht kommt von machen, und Manipulation kommt von „mit der Hand machen“, übersetzt: „ etwas in der Hand haben“.

Wer Macht hat, hat die Kontrolle in der Hand.

Man kann sich selber mit Kontrolle manipulieren oder auch seinen Partner oder die Partnerin, die Kinder, Freunde etc. Wer Angst hat vor der Reaktion eines nahestehenden Menschen, lässt sich manipulieren.

Was im Kollektiv geschieht, ist nur möglich, weil es beim einzelnen Menschen geschieht

Wir alle haben unsere Ängste, und das ist gut so. Sie wollen uns beschützen.
Ängste gehen nicht weg, in dem man sie ignoriert oder sagt: „Du musst keine Angst haben“, (oder hat das schon jemals jemandem geholfen?)

Aber hast du dich schon mal gefragt, ob die Angst, die du verspürst, tatsächlich mit der momentanen Situation zu tun hat? Hast du dich schon mal gefragt, ob deine Vorstellung davon, was passieren könnte, wirklich noch gültig ist? Oder beruht sie vielmehr auf der Erinnerung an eine ähnliche Situation, die tatsächlich gefährlich gewesen war?
Hast du dich schon mal gefragt, ob deine Vorstellung der Zukunft, egal wie nah oder weit weg sie sein mag, zwangsläufig so geschehen muss, wie du befürchtest?

Hier kommt Glaube ins Spiel

Du glaubst nicht mehr der Angst, sondern deiner Vorstellung.

Vorstellungen können in so vielfältiger und raffinierter Weise auftauchen und dich immer mehr einschüchtern, weil du ihnen Glauben schenkst. In den meisten Fällen werden sie von Außenstehenden noch gefüttert. „Pass auf, wenn du das tust, dann… „ Vorstellungen entstehen in unseren Gedanken, und diese wiederholen sich meistens und verstärken sich. Sie werden zur Sucht. So kann Vermeidens Strategie als Antwort auf Angst zur Sucht werden.
Das Merkmal der nicht adäquaten Angst beginnt mit: „wenn…“

Es gibt eine andere Möglichkeit, auf Angst zu reagieren

Der erste Schritt, versuche nicht, sie beseitigen zu wollen, sondern nimm sie einfach wahr und sage: „Ja, ich habe Angst“.
Im zweiten Schritt versuche dich zu erinnern, wann eine ähnliche Situation bestand und du diese Angst zum ersten Mal gespürt hast.
Im dritten Schritt atme tief durch und versuche die jetzige Situation aus Abstand wahrzunehmen. Ist sie wirklich gleich? Ist sie wirklich gefährlich?
Wenn ja, dann handle weise und schütze dich.

Siehst du aber, dass es sich um eine Projektion aus der Vergangenheit in die Zukunft handelt, atme tief durch und werde dir klar, dass du nicht wissen kannst, wie diese Zukunft ausgehen mag. Vielleicht wird ja alles anders!

Denn Glaube ist Glaube und nicht zwangsläufig die Wahrheit!

Du kannst die Angst weder bekämpfen noch besiegen, aber du kannst sie annehmen und mitnehmen!

„Hallo Angst, ich spüre dich, und ich mache jetzt trotzdem, was ich möchte, weil es diese Situation genau so noch gar nie gegeben hat.“
Du probierst aus. Du nimmst die Angst wie ein Kind bei der Hand und gehst durch die scheinbare Mauer hindurch, denn das, was du eigentlich möchtest, ist stärker!
Und dann?
Dann hast du eine neue Erfahrung gemacht und fühlst dich vermutlich freier! Je öfters du so mit deiner Angst umgehst, desto mehr lernst du zu vertrauen, dass das Jetzt anders sein kann als die Vergangenheit. Du vertraust mehr und mehr darauf, dass das, was du wirklich erleben möchtest, meistens möglich ist.

Hinter der Angst versteckt sich oft dein Herzenswunsch

Das, was du wirklich möchtest, erzeugt Angst, kennst du das?
Kennst du die Angst, die auftaucht, wenn du dich verliebst? Die Angst vor einem Vorstellungsgespräch? Die Angst vor einer Reise oder auch nur einem Kopfsprung ins Wasser…?
An sich sind wir Menschen neugierige Wesen mit angeborenem Forscherdrang. Wenn da nur die Angst nicht wäre…! Aber, hast du erlebt, wie es sich anfühlt, wenn du trotz deiner Angst dem Wunsch nachgehst? Du riskierst, du hast Vertrauen.

Vertrauen ist der Wegweiser für die Angst

Vertrauen darauf, dass etwas gut ausgehen kann, dass es so etwas wie „Wohlwollen des Lebens“ gibt, hat mit Liebe zu tun. Je mehr sich jemand selber als wertvolles Lebewesen schätzt, desto tiefer wächst das Vertrauen, dass diesem Lebewesen nichts Schlimmes geschehen muss.

Das Leben ist ein Risiko. Wir können nicht wissen, wie der nächste Moment aussieht, was geschehen wird, und, auch wenn wir so tun als ob, so können wir das Leben nicht kontrollieren. Wir sind ihm eigentlich hilflos ausgeliefert.
In dieser Hilflosigkeit können wir uns entscheiden zwischen zwei Wegen, entweder

Kontrolle und Manipulation oder Vertrauen und Liebe.

In der Menschheitsgeschichte ist der Weg der Kontrolle und Manipulation das „Normale“ geworden, nur so können Kriege geführt und Gebiete erobert werden.

Das kannst du nicht ändern, du kannst weder die Mächtigen noch das Volk dazu bewegen, den anderen Weg zu wählen. Das ist zu groß für dich.
Aber, du kannst dich selber beobachten und aufmerksam zuschauen, wie du mit deinen Ängsten umgehst. Im Wissen darum, dass es keine Sicherheit gibt im Leben, dass das Leben immer ein ungewisses, aber spannendes Abenteuer ist, kannst du dich entscheiden, ob du dich kontrollieren und einschränken willst oder mit der Angst an der Hand nach vorne springen, dahin, wo dein Herz dich hinzieht. Diese Entscheidung liegt bei dir.
Aus meiner langen Lebenserfahrung kann ich dich nur dazu ermuntern, vertrauensvoll durchs Leben zu gehen, es hat so viele wunderschöne Überraschungen bereit!

Herzliche Grüße
Navyo Lawson
November 2022

Es ist alles ganz anders

Wir sehen die Welt so, wie wir wollen. Aufgrund unserer Erlebnisse haben wir gelernt, alles und jedes zu beurteilen, und die grösste Kategorie besteht in „gefällt es mir oder gefällt es mir nicht“… bzw. wir setzen allem entweder ein „Smiley“ oder eben einen „Flunsch“ auf. Wir be-und verurteilen frisch fröhlich, ob eine Sache gut oder…

Herbst – Lehrmeister im Loslassen

Oktober 2022 Wie der Baum still und gelassen seine Blätter fallen lässt, so können auch wir unsere Blätter fallen lassen und loslassen. Unsere Blätter sind unsere Gedanken, aus denen wir stets neue Welten formen und von ihrer Existenz so überzeugt sind. Wir wissen wohl, dass jeder Mensch in seiner eigenen Welt lebt, jeder sein individuelles Gedankengut…

Selbstüberschätzung des Menschen

November 2022 Eine dicke alte hohe Eiche zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich trete nahe an sie heran, lege meine Hände auf den Stamm und schließe meine Augen. Nach einer Weile spüre ich eine Art Schwanken, das sich im Baumstamm ereignet. Oder bin ich das? Ich öffne meine Augen… alles ist ruhig und stabil. Ich schließe die Augen…

Herbst – Lehrmeister im Loslassen

Oktober 2022

Wie der Baum still und gelassen seine Blätter fallen lässt, so können auch wir unsere Blätter fallen lassen und loslassen. Unsere Blätter sind unsere Gedanken, aus denen wir stets neue Welten formen und von ihrer Existenz so überzeugt sind.

Wir wissen wohl, dass jeder Mensch in seiner eigenen Welt lebt, jeder sein individuelles Gedankengut hat, dass es Ähnlichkeiten, jedoch niemals Gleichheiten gibt! 

Weil das so ist, können wir uns auch nicht wirklich verstehen. Es gibt Missverständnisse, Streit und daraus Sorgen und Schmerz. Wegen Gedanken. 

„Man muss einfach loslassen“…, sagen einige Menschen. Ja, wie denn? Wie lässt man etwas aktiv los? Das ist doch ein Widerspruch in sich selbst.

Die Natur sorgt für einen natürlichen Wechsel, bringt Stürme, die alles herunter wehen, was nicht mehr kräftig genug ist, was verwelkt ist.

Wie freuen wir uns doch über die herrlichen Farben im Herbst, die in den Bäumen leuchten, doch es sind die Farben des Sterbens, des Wandels!

Hast du schon mal Blätter gesehen, die sich an den Ast klammern?

Im Gegenteil, mit sanfter Anmut lassen sie sich tanzend zur Erde gleiten, wo sie sich der Erde hingeben, welche sie wiederum in sich aufnimmt. Was übrig bleibt, ist der kahle Baum. Aber, hat er willentlich losgelassen? Oder ist es einfach geschehen… als Reaktion auf den Wechsel der Jahreszeit.

Loslassen ist kein Willensakt, es ist ein geschehen lassen

Beim menschlichen Körper ist es genau so. Er zerfällt wieder in seine ursprünglichen Elemente, wird eins mit der Erde.

Und sein Geist?

Die Gedanken und die Welt, die sie sich erschaffen haben, die sterben auch, fallen ab, wie die Blätter vom Ast.

Warum fürchten wir uns so vor dem Sterben, vor dem Tod?
Weil wir unseren Gedanken glauben, die sagen, dann sei alles zu Ende.
Darum klammern wir uns an alles Mögliche, um dem Unausweichlichen zu widerstehen.

Loslassen kann man nicht machen – es geschieht einfach

Es geschieht dann, wenn etwas Stärkeres unsere Aufmerksamkeit fordert. In dem Augenblick schwindet die Kraft, die etwas festgehalten hat und wendet sich dem Neuen zu.

Der Herbst ist eine wunderbare Möglichkeit, uns dieses Vorgangs wieder gewahr zu werden. Wir müssen nicht bis zum körperlichen Tod warten, um loszulassen.

Die Beobachtung, dass unsere Gedanken sich ständig neue Gebilde erschaffen, kann uns zur Erkenntnis führen, dass diese Gebilde nicht wirklich wahr sind. Es sind eben Einbildungen.

Bilder, wie Blätter…, welche zuerst zart, hellgrün, dann kräftig und in sattem Grün bis hin zum Welken in schönsten Goldtönen leuchten.

Aus einem Gedanken entstehen viele, und es entstehen immer mehr Gedankenbilder. Wir sind so eins mit ihnen, sodass sie Gefühle in uns erzeugen, und diese wiederum beeindrucken uns so sehr. Wir sind von ihrer Wahrheit überzeugt. Vielleicht machen sie uns glücklich, vielleicht traurig, wütend, sehnsüchtig…
Aber Gefühle sind die Folgen von Gedanken.

Gefühle sind die Folgen von Gedanken

Emotionen sind Erinnerungen an Gefühle, beziehungsweise festgehaltene Gefühle. Alle unsere Anstrengungen, Wünsche, Hoffnungen… sie sind die Blätter unseres „Ichs“.

Diesem „Ich“ geben wir so viel Bedeutung, dem Aussehen, den Benimmregeln, der beruflichen Karriere, den Vorstellungen von gut und böse, den religiösen Anschauungen und Überzeugungen.

„Mach etwas aus dir“, wird gesagt, oder „Sei Jemand“..., oder Verurteilungen wie „Du bist ein Nichts“ usw.

Es gibt so viele Prägungen… lauter Gedanken, die wir glauben und ernst nehmen, als wären sie unumstößliche Wahrheiten.

Wir glauben diesen Gedanken, sind damit identifiziert.

Einfach loslassen, sagen schlaue Leute  –  ja, wie denn?

So, wie es Herbststürme gibt, so gibt es auch im menschlichen Leben Stürme, die unser Gedanken- und Überzeugungsgut durcheinander wirbeln können. Sei es Liebeskummer, Partnerverlust, Kündigung einer Arbeitsstelle oder der Wohnung, ein Unfall, Krankheit… Es gibt so viele große und kleine plötzlich auftretende Ereignisse, die uns schockieren.

Und genau da haben wir die Wahl!

Wir können versuchen, uns mit aller Kraft gegen den Sturm zu wehren, unbedingt am Bisherigen festzuhalten um uns schließlich eingestehen zu müssen, dass die einwirkende Kraft stärker ist. (Es gibt allerdings auch Menschen, die sich diese Niederlage niemals eingestehen und sich einbilden, es sei alles so wie früher.)

Oder es gibt die Bereitschaft, sich diesem Sturm hinzugeben. Geschehen lassen.

Sich dem Sturm hingeben und geschehen lassen

In dieser Schwäche geschieht das Loslassen. Noch während sich die Hände öffnen, die festgehalten haben, fließt bereits das Neue in sie hinein. Ein ganz natürlicher Vorgang, wie das Fallen der Blätter im Herbst. Das Loslassen geschieht immer erst dann, wenn das Alte seinen Zweck nicht mehr erfüllt, und es geschieht immer mit Hilfe eines kleinen oder großen Sturms, der unsere Identifikation ins Wanken bringt.

Werden Gedankengebilde nicht länger gefüttert von unserer Identifikation, verlieren sie ihre Kraft, ihre Gestalt… sie fallen ab wie welke Blätter im Herbst und lösen sich auf.

Es entstehen Zweifel, Selbstzweifel… eigentlich eine wunderbare Angelegenheit.

Und doch für die meisten Menschen kaum auszuhalten, weil sie sich sicher fühlen wollen, festhalten, um nicht zu fallen.

Stürme sind unausweichlich – Veränderung geschieht, auch wenn wir dagegen ankämpfen wollen

Die Bäume lehren uns das. Die gesamte Natur lehrt uns das. Und der Herbst ist ein wundervoller Lehrer.

Sobald wir erkennen, dass mit jedem Verschwinden etwas Neues im Entstehen ist, können wir uns neugierig und aufmerksam diesem Unbekannten zuwenden. Wir können einfach, wie ein Kind, alles wahrnehmen, ohne es zu benennen oder gar zu beurteilen. Wir müssen nichts festhalten. Es gibt nichts zu befürchten.

Die Existenz hat nie böse Absichten oder will uns schaden, sie denkt nicht. Aber sie lässt entstehen und verschwinden in nicht endendem Fluss.

Als zuschauendes Wesen erkennen wir schließlich, dass alle unsere Gedankengebilde, seien sie noch so schön und überzeugend, sich einfach auflösen, wenn sie nicht mehr dienlich sind.

Wir sind nicht unsere Gedanken, nicht die Gefühle, nicht unsere Lebensgeschichte

Was bleibt, ist das staunende, wohlwollende Bewusstsein.

In diesem Zustand der reinen Beobachtung, des Gewahr Werdens, liegt die grundlose Freude, die grenzenlose Stille, die das Leben selbst erzeugt!

Kreuzlingen, 16.10.2022



Angst – Kontrolle – Macht oder Risiko – Vertrauen – Freiheit

Natürlich haben wir Angst, sie gehört zu jedem Lebewesen.Sie muss weder überwunden noch beseitigt noch besiegt werden.Aber akzeptiert.Angst ist ein zu unserer Natur gehörendes Warnsignal Droht irgend eine aktuelle Gefahr, spüren wir Angst.Das ist an sich sehr sinnvoll und hilfreich, sie hilft uns, zu überleben. Was jedoch nicht mehr natürlich ist, ist das Empfinden von…

Stirb und werde

22. März 2020, Corona-KriseEin Spaziergang im Freien.Ein kühler frischer Wind bläst von Norden her, reinigend, klärend. Es duftet nach Blüten, die Luft hat hier noch nie so geduftet.Stahlblau der Himmel, keine Flugzeugstreifen.Leere Straßen, keine Autos.Auf meinem Spazierweg durch unseren Park begegne ich zwei Menschen, die in großem Abstand zueinander plaudern, ich warte, bis ich Platz…

Selbstüberschätzung des Menschen


November 2022

Eine dicke alte hohe Eiche zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich trete nahe an sie heran, lege meine Hände auf den Stamm und schließe meine Augen. Nach einer Weile spüre ich eine Art Schwanken, das sich im Baumstamm ereignet. Oder bin ich das? Ich öffne meine Augen… alles ist ruhig und stabil. Ich schließe die Augen erneut und spüre es wieder. Zunächst nur schwach, dann wird es stärker. Eine schwankende Bewegung von unten nach oben, die durch den Baum fließt.

Baum, ich danke dir

„Ich danke dir, dass da bist. Dass du der Erde und der Luft und allen Tieren, die dich brauchen, Nahrung und Schutz bietest. Du bist so großartig. Ich möchte mich bei dir entschuldigen für die grausame Unaufmerksamkeit, mit welcher viele Menschen mit der Natur umgehen und so Vieles zerstören“.

Ich spüre eine komplexe Antwort, wenn auch nicht in klaren Worten. Aber ich versuche, sie in Worte zu fassen:

„Mach dir keine Sorgen. Nicht nur die Menschen zerstören die Natur. Es gibt unzählige  Tiere, Insekten, Pilze etc., welche große Schäden verursachen. Doch nichts davon, auch die Taten der Menschen nicht, werden verübt, um bewusst zu schaden. Es sind Fressgier und Überlebensstrategie, beim Menschen in Form von Geldgier und Macht, welche diese Schäden verursachen. Aber, das ist nicht neu, das gibt es, seit es die Erde gibt. Lebensformen entstehen, Lebensformen vergehen. Das ist natürlich. Es gibt ganze Kolonien, ganze Schwärme von Insekten, welche die Pflanzen kahl fressen. Fressen und gefressen werden… das ist es, wie die Natur hier auf Erden funktioniert. Aber das, was zerstört wird, entsteht wieder neu. Ständig. In neuer Form. Es gibt keinen Stillstand. Kreativität ist der Ausdruck des Lebens.“

Das, was zerstört wird, entsteht wieder neu

Tief beeindruckt spaziere ich weiter durch den Wald.

Was zerstört wird, entsteht wieder neu… es geht nichts verloren. Lebensformen ändern sich… ständig. Nicht nur durch den Menschen verursacht. Der Mensch ist nicht verantwortlich für alles.

Aber, was ist mit der Abholzung der Urwälder, mit der Klimaerwärmung, mit der Umweltverschmutzung… ? Das sind doch alles schreckliche Dinge, für die die Menschen verantwortlich sind. Das soll natürlich sein?

Ich gehe mit dieser Frage zu einem anderen Baum. Lege wieder meine Hände auf seinen Stamm, schließe die Augen und spüre die schwankende Bewegung, diesmal etwas schneller und heftiger als bei der Eiche. Die „Antwort“ ist unmittelbar da.

Die Antworten von Mutter Natur

„Menschen sind nicht anders als andere Lebewesen. Sie haben Hunger, sie haben Angst, sie wollen überleben. Sie hamstern, sie erobern. Der einzige Unterschied zu den anderen Lebewesen besteht darin, dass die Menschen denken und glauben, sie seien besser oder wichtiger als alle anderen und seien verantwortlich für alles, was geschieht. Das ist ein Trugschluss.

Sie sind, genau wie die anderen, eine Zeit lang auf dieser Erde und verschwinden wieder. Sie folgen denselben Prinzipien von Fortpflanzung, Ausdehnung, Fressen und Gefressen werden. Die Erde bringt ständig neue Kreaturen hervor, ist in ständigem Wandel. Nur der Mensch glaubt, er habe die Kontrolle.“

Kann ich etwas tun?

„Erfülle deine Aufgabe in jedem Moment. Mehr gibt es nicht. So machen wir Bäume das auch. Die Aufgabe ist leben! Die beste Möglichkeit zu finden, um zu leben.“

Ist das so einfach?

Ja, offenbar weiß jede Kreatur, ob Pflanze oder Tier, stets, was gerade angebracht ist. Sie verlassen sich auf ihre integrierte Lebensweisheit und Überlebensstrategie. Sie sind in Einklang mit der Existenz, in Harmonie.

Harmonie bedeutet nicht, dass alles immer schön sein muss

Nur die Menschen haben diesen Anspruch. Sie maßen sich an zu wissen, was gut ist für die Menschen, für die Tiere, für die Umwelt, sie massen sich an, den Klimawandel, der seit der Erdentstehung in regelmäßigen Abständen wieder kehrt, aufhalten zu können. Aus Angst vor ihrem eigenen Untergang.

Menschen, welche glauben, dass sie besser sind als die anderen Lebewesen, weiter entwickelt, moralischer, ethischer, verantwortungsbewusster, versuchen überall einzugreifen, wo sie etwas sehen, was sie stört. Sie greifen ein, sie verändern… und merken gar nicht, dass sie die Situation dadurch sogar verschlimmern. „Verschlimm-Bessern“ hatte mein Lehrer in der Schule gesagt!

Mit ihrem Machen und Tun “verschlimm-bessern” die Menschen vieles

Nehmen wir das Beispiel derjenigen, die keine Tiere essen wollen. Tiere sollen nicht sterben, um den Hunger des Menschen zu stillen. Also töten sie Pflanzen. Wo ist da der Unterschied? Vielleicht glauben wir, weil uns die Tiere ähnlicher sind als die Pflanzen, seien sie wertvoller. Aber was wissen wir vom Empfinden der Pflanzen, wenn sie zerschnitten werden, um uns zu ernähren?

Was geschieht mit allen Tieren, wenn sie nicht mehr gegessen werden? Vielleicht bringen sie sich dann selber um… aber der Mensch will nicht schuld sein an seinem Tod. Er bildet sich ein, besser zu sein.

Hast du schon mal einen Löwen gesehen, der sich schuldig fühlt, weil er eine Gazelle getötet hat um seinen Hunger zu stillen?

Töten kann nicht vermieden werden Baum

Es gehört zu der Art und Weise, wie Leben hier auf der Erde geschieht. Ob wir Land- oder Wassertiere, Algen und Insekten töten, ob Pflanzen und ihre Früchte… ob wir Bäume fällen, weil wir das Holz brauchen, das Öl aus der Erde heraufpumpen… alles ist immer mit Töten verbunden. Das ist so. Aber es kommt auf das Wie an!

Was wir wirklich tun können: 

  • Wir können allen Lebewesen, die uns umgeben, egal ob Pflanzen, Insekten, Tiere und Menschen mit Achtung begegnen und ihr Sosein, wie sie sind, würdigen und mit Ehrfurcht und Respekt behandeln!
  • Wir können uns auf die Mengen beschränken, die wir tatsächlich brauchen und müssen sie nicht horten!
  • Wir können die Vielfalt unserer „Gelüste“ etwas einschränken, denn wir brauchen nicht jederzeit jedes Produkt!
  • Wir können jedem Wesen, das sein Leben für uns geopfert hat, danken!
  • Wir können immer etwas zurück geben!
  • Wir können auf Massentierhaltung und Massen-Monokulturen verzichten, klug und wohlwollend wirtschaften.

Es ist nicht an uns, zu beurteilen, wem der Vorzug gilt

Es ist nicht an uns, zu beurteilen, wer welche Rechte hat, wem der Vorzug gilt, wer beschützt und wer ausgerottet werden soll. Das alles ist menschliche Anmaßung. Und diese Anmaßung hat noch nie eine Verbesserung bewirkt, sondern nur Veränderung, und oft entsteht dadurch noch ein größeres Ungleichgewicht. Wir sind hier auf dieser Erde um unser Leben bestmöglichst zu leben. Dazu hat jeder einzelne Mensch eigene Begabungen, Fähigkeiten. Ob er sie nutzt, ob er seine Denk- und Fühlfähigkeit dafür einsetzt, die Liebe und Intelligenz wahrzunehmen, die in allem Leben steckt, ist seine Freiheit. Ob er die Chance, bewusst zu werden über das harmonische Gleichgewicht, das die gesamte Existenz durchdringt, wahrnimmt, sich daran freut… das ist seine Entscheidung.

Wir sind nicht dazu da, die Welt zu verändern – das tut sie von alleine

Aber wir können die Chance nutzen, das unfassbar ausgeklügelte System, das jedem Leben innewohnt, zu erkennen. Wir können uns bewusst werden darüber, dass unser stetes Eingreifen arrogant und ignorant ist und wir mit mehr Bescheidenheit besser dran wären. Wenn wir die allumfassende Liebe dieser großartigen Existenz, der wir angehören, begreifen, werden wir ganz selbstverständlich jedes Lebewesen in Dankbarkeit als gleichwertig betrachten!